Musik

Wald, Forst, Baum und Holz in der Musik

Wald: Re-Mythisierung in Zeiten des Digitalen

An vier Terminen widmen sich die Online-Studientage dem Thema “Wald: Re-Mythisierung in Zeiten des Digitalen“. Die Veranstaltungsreihe wird von der Romanistin Kirsten von Hagen (Universität Gießen) und der Germanistin Corinna Dziudzia (Universität Erfurt) geleitet. Die Vorträge richten sich an Studierende und Lehrende aller Fachrichtungen sowie an die Öffentlichkeit. – Hinweis aus h-germanistik.

Ausrichtung

Der Botanist und Autor Francis Hallé hat einen großen Traum: Er möchte im Westen Europas auf 70.000 Hektar eine Art Urwald anlegen, der ohne menschliche Pflege wachsen kann. Der Dokumentarfilmer Jan Michael Haft setzt 2009 in seiner zweiteiligen Arbeit den Mythos Wald in Szene. Jean Mottet veröffentlicht 2017 seinen Klangwald, La Forêt sonore: De l’esthétique à l’écologie. Fotografen wie Kilian Schönberger veröffentlichen Bildbände zum Wald in Serie. Aktuell zeigt Volker Schlöndorff in seinem Dokumentarfilm Der Waldmacher wie in Afrika daran gearbeitet wird, der Verwüstung Einhalt zu gebieten.

 

In den letzten Jahren wird das Thema Wald in öffentlichen Diskursen spürbar zentraler, scheint dabei zudem eine Re-Mythisierung des Waldes konstatieren zu sein, die zum einen als Effekt einer ökologisch bedingten Krise und zum anderen als Folge einer Primordialität des Digitalen zu lesen ist. Umso mehr sich auch das Buch in seiner Materialität vom Wald als rohstoffliefernde Grundlage in Zeiten der Digitalisierung entfernt, um so mehr scheint der Wald Thema zu werden, im Ecocriticsm, der Kulturökologie und im Nature Writing. Wald ist Anti-Digitalität, weil umfassend sinnlich erfahrbar.

 

Angesichts zunehmend konfrontativer politischer Lager, dem Klimawandel oder der die Digitalisierung beschleunigenden Pandemie, scheint der Wald transdisziplinärer wie transkultureller Fluchtpunkt zu werden, während er zugleich als gefährdetes Gut oder bereits als Leerstelle im Nicht-Mehr-Vorhandensein beschrieben wird. Wald scheint entsprechend als Denkfigur für verschiedene aktuelle Beobachtungen nutzbar, denen im Rahmen der geplanten Online-Studientage nachgegangen werden soll, um der wahrzunehmenden Ubiquität des Waldes aus einer interdisziplinären, d.h. komparatistischen, kulturwissenschaftlichen, soziologischen, intermedialen, literatur- und kulturhistorischen Perspektive nachzuspüren.

Programm
10. November 2022, 9-13 Uhr
  • Raul Calzoni (Universitá di Bergamo): Dante Alighieri und W.G. Sebald im “dunklen Wald” der Welt- und Menschengeschichte
  • Corinna Dziudzia (Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt): Wald als Ort ästhetischer Erfahrung in den Texten Sidonia Hedwig Zäunemanns
  • Volker Mergenthaler (Universität Marburg): “Deutscher Dichterwald” 1813 – Metapher einer “imagined community”?
  • Andreas Langenohl (Universität Gießen): Wälder und die Metrisierung der Klimakatastrophe
  • Michael Basseler (Universität Gießen): Von Bäumen und Menschen: More-than-human encounters in amerikanischen Erzähltexten
1. Dezember 2022, 9-13 Uhr
  • Stephanie Blum (Universität Saarbrücken): Der Wald in der österreichischen Heimat- und Anti-Heimatliteratur
  • Julien Bobineau (Universität Würzburg): Der Wald als Jagdgebiet in der französischen littérature cynégétique des 17. und 18. Jahrhunderts
  • Kirsten von Hagen (Universität Gießen): Im Dickicht der kulturellen Übersetzung: Der Wald in französischen Schauernovellen des 19. Jahrhunderts
  • Georg Högl (Universität Würzburg): Waldromantik und die Poesie des Plötzlichen. Beobachtungen zu Carl Maria von Webers Freischütz und anderen “Waldmusiken” des 19. Jahrhunderts
  • Bruno Grimm (KU Eichstätt-Ingolstadt): Sehnsuchtsort und Ort des Unheimlichen: Visualisierungen des Waldes im Deutschland des 19. Jahrhunderts
19. Jänner 2023, 9-13 Uhr
  • Julia Hoydis (Universität zu Köln): “A Dialogue Between an Oak and a Man Cutting Him Down”: Zur (digitalen) Lektüre der naturphilosophischen Lyrik von Margaret Cavendish in Zeiten des Anthropozän
  • Holt Meyer (Universität Erfurt): Der Wald der Partisanen und seine Sprachen (mit Bezugnahme auf Tolstojs Krieg und Frieden)
  • Jörn Ahrens (Universität Gießen): Im Wald der Bilder. Der Wald im Comic
  • Annina Klappert (Universität Augsburg): Rückzug und Revolte im Wald: Ir/reversible Transformationen menschlicher Materialität in Marie Darrieussecqs Notre vie dans les forets (2017) und José Saramagos Coisas (1978)
  • Marina O. Hertrampf (Universität Passau): “Erdungsraum” Wald: literarische Walderlebnisse im Spannungsfeld von Naturerfahrung, Erinnerungsarbeit und Identitäts(re)konstruktion in französischen Romanen der Gegenwart
9. Februar 2023, 9-13 Uhr
  • Annette Simonis (Universität Gießen): Zur Medialisierung des Waldes in den Werken von Sylvain Tesson und Francis Hallé
  • Michael Dallapiazza (Universitá di Bologna): Die Entsakralisierung des deutschen Waldes in Hilsenraths “Der Nazi und der Friseur”
  • Frank Thomas Brinkmann (Universität Gießen): Allerlei Bäume und Holzobjekte. Dreieinhalb kulturhermeneutische Spaziergänge am Waldrand jüdisch-christlicher Fiktionen
  • Nikolas Immer (Universität Trier): Wälder des Grauens. Filmische Reinszenierungen eines literarisch tradierten Angstraums
  • Gerhard Struck (Forstamt Finsterbergen): Wald aus forstwissenschaftlicher Sicht. Aktuelle Betrachtungen zur Nachhaltigkeit
Link

Die Online-Studientage werden auf Webex stattfinden: https://uni-giessen.webex.com/meet/kirsten.v.hagen


Digitale Ringvorlesung “Romantische Ökologien”

Das Forschungsprojekt “Romantische Ökologien” widmet sich der romantischen Auseinandersetzung mit ökologischen Fragestellungen. Analysiert werden dabei naturwissenschaftliche und literarische Texte aus dem Zeitraum zwischen 1790 und 1850, zudem exemplarische Werke der bildenden Künste und der Musik. Im Sommersemester 2021 findet zu diesen Themen eine Digitale Ringvorlesung statt. Organisiert von Roland Borgards (Uni Frankfurt), Frederike Middelhoff (Uni Frankfurt), Barbara Thums (Uni Mainz).

Die Vorlesungen finden immer am Mittwoch ab 18:15 Uhr statt. Die Teilnahme ist online via Zoom möglich, der erste Termin ist der 14. April. Eine Anmeldung ist erforderlich.

Den Hinweis hab ich aus h-germanistik.

Zum Inhalt

Rauschende Wälder, murmelnde Bäche, flüchtiges Getier: Kunst und Literatur der Romantik bergen eine reiche Flora und Fauna. So gilt denn auch “Natur” als eines der zentralen Themen dieser Epoche. Entsprechend beziehen sich heute sowohl die politischen Umweltbewegungen als auch das wissenschaftliche Forschungsfeld der sogenannten ‚Environmental Humanities‘ immer wieder auf die Romantik. Bereits in der “ersten Welle” literatur-, kunst- und kulturhistorischer Umwelt-Forschungen in den 1970/80er Jahren wurde die europäische Romantik als Dynamisierung und Konkretisierung eines ökologischen Denkens begriffen, aus dem unser modernes Verständnis von ökologischen Zusammenhängen überhaupt erst hervorgegangen ist: Unser eigenes ökologisches Denken und Handeln haben ihren Ursprung in der Romantik.

Bislang wird diese Vor- und Frühgeschichte der Ökologie in erster Linie unter Verweis auf eine Handvoll Autoren (notabene: keine Autorinnen) rekonstruiert. Diese etablierte Protoökologieerzählung wird in der Vorlesung mit Blick auf die reichhaltigen Bedeutungen des Ökologischen und auf die Diversität der Romantik erweitert. Damit pluralisiert die interdisziplinäre Ringvorlesung das Verhältnis zwischen Romantik und Ökologie, indem es den Ausprägungen ökologischen Denkens (“Ökologien”) im Rahmen von literatur-, kunst-, musik-, geschichts- und medienwissenschaftlichen Vorträgen nachgeht. Im Zentrum der Vorlesungen stehen also romantische Kunstwerke: Romane, Gedichte, Gemälde, Kompositionen. Analysiert werden diese Kunstwerke und die in ihnen formulierten romantischen Ökologien immer auch aus der Perspektive wissensgeschichtlicher, ästhetiktheoretischer und methodologischer Fragen zum Verhältnis von Romantik und Ökologie.

Programm

14.04.2021 Frederike Middelhoff (Frankfurt): Durch die Blume gesprochen. Ökologische Phytopoesien der Romantik

21.04.2021 Kate Rigby (Bath, UK): Sympoesie. Romantic Poetry, Environmental Protest, and Co-Creativity (Vortrag in englischer Sprache)

28.04.2021 Sabine Wilke (Seattle, US): Alexander von Humboldts Naturgemälde oder die Dramatisierung von Natur

05.05.2021 Ute Berns (Hamburg): Romantic Accelerations. Samuel Taylor Coleridge, Ecology and Steam-Technology (Vortrag in englischer Sprache)

12.05.2021 Roland Borgards (Frankfurt): “Jch erwachte zu einem süsen Leben im Schoos duftiger Büsche”. Autoökographien bei Karoline von Günderrode

19.05.2021 Heather Sullivan (San Antonio, US): The Dark Green: Plants, Romanticism, and the Early Anthropocene (Vortrag in englischer Sprache)

26.05.2021 Gregor Wedekind (Mainz): In, vor und mit der Natur. Ökologien romantischer Malerei bei Caspar David Friedrich

02.06.2021 Timothy Attanucci (Mainz): Romantische Geologie

09.06.2021 Rainer Emig (Mainz): John Clare – Romantiker und Ecocritic?

16.06.2021 Bernhard Malkmus (Newcastle, GB / Frankfurt): “Vogel als Prophet” (Robert Schumann). Romantik und die Leiblichkeit der Musik

23.06.2021 Timothy Morton (Houston, US): Close Encounters (Vortrag in englischer Sprache)

30.06.2021 Barbara Thums (Mainz): Methexis. Ökologie und Teilhabe in der Frühromantik

07.07.2021 Evelyn Gius (Darmstadt): Die Natur als Agens. Versuch einer computationellen Betrachtung romantischer Texte

14.07.2021 Christof Mauch (München): Romantische Illusion und Ernüchterung. Umwelt und Geschichte der Niagarafälle


 

“Was mir behagt, ist nur die muntre Jagd”. Bachs Jagdkantate

“Was mir behagt / Ist nur die muntre Jagd. / Bevor Aurora pranget, / Und ehe noch der Himmel tagt, / So hat mein Pfeil / Schon manche schöne Beut erlanget”, singt Diana, die Göttin der Jagd, in der Jagdkantate von Johann Sebastian Bach (Bach-Werke-Verzeichnis 208). Hier eine Aufnahme mit den Virtuosi Saxoniae und den Hallenser Madrigalisten unter der Leitung von Ludwig Güttler.

Die Kantate wurde 1731 als festliche Tafelmusik und Abschluss einer Jagd komponiert. Mehr dazu auf der Bach Cantatas Website und Wikipedia.


 

Maria durch ein Dornwald ging

“Maria durch ein Dornwald ging” zählt zu meinen allerliebsten religiösen Liedern. In dieser Aufnahme der Freiburger Spielleyt gefällt es mir besonders gut.

Text dieser Fassung

Maria durch ein Dornwald ging,
Kyrie eleison.
Maria durch ein Dornwald ging,
der hat in sieben Jahrn kein Laub getragen.
Jesus und Maria.

Was trug Maria unter ihrem Herzen?
Kyrie eleison.
Ein kleines Kindlein ohne Schmerzen,
das trug Maria unter ihrem Herzen.
Jesus und Maria.

Da haben die Dornen Rosen getragen,
Kyrie eleison.
Als das Kindlein durch den Wald getragen,
da haben die Dornen Rosen getragen.
Jesus und Maria.

Zur Entstehung des Lieds

Das Lied wird heute als Adventlied bzw. Weihnachtslied verstanden, war aber ursprünglich ein Wallfahrtslied. Der Ursprung ist unklar, die älteste gedruckte Fassung stammt aus dem Jahr 1850.

  • Hermann Kurzke / Christiane Schäfer: “Eigentlich ein Lied aus der Wandervogelbewegung“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. Dezember 2011, S. 6 (“Im Bild der erblühenden Rosen wird in diesem Lied, das lange in keinem Gesangbuch stand, der Bogen vom Advent zur Auferstehung gezogen”)
  • Wikipedia (de)
  • Wikipedia (en)