Zeitvertreib im Mittelalter: Holzkugeln wie diese verwendete man für Kugelspiele wie zum Beispiel Boule.
Gefunden in einer Freiburger Latrine.— Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg (@almbawue.bsky.social) March 21, 2025 at 2:22 PM
Forst & Kultur
Waldbewirtschaftung im Spiegel der Geschichte
Am Donnerstag, dem 6. Februar, findet der Kurs „Waldbewirtschaftung im Spiegel der Geschichte“ an der Forstlichen Ausbildungsstätte Pichl statt. Unter den Vortragenden finden sich sowohl Absolvent:innen als auch Lehrende des Forst+Kultur-Lehrgangs.
Inhalt
Unsere Wälder werden seit Jahrtausenden genutzt und seit Jahrhunderten gezielt bewirtschaftet. Die auf diesen Flächen handelnden Menschen haben Spuren hinterlassen. Heute noch sichtbare Anhaltspunkte zeugen davon und geben Hinweise auf Gegebenheiten und Notwendigkeiten der damaligen Zeit, auf technische Möglichkeiten, aber auch auf Bewirtschaftungsphilosophien. Im Seminar lernen wir, diese sichtbaren Spuren von frühgeschichtlicher Besiedelung bis in die Neuzeit zu erkennen und zu lesen!
Programm
- 9.00 bis 9.15 Uhr Begrüßung, Martin Krondorfer, Forstliche Ausbildungsstätte Pichl
- 9.15 bis 10.00 Uhr Zur Geschichte der Vielfalt der Waldbewirtschaftung und Bewahrung ihres kulturellen Erbes, Elisabeth Johann, Österreichischer Forstverein, Fachausschuss Forstgeschichte, Kärnten
- 10.00 bis 10.45 Uhr Die besondere Beziehung von Wald und Mensch am Beispiel der Schwarzföhre, Herbert Kohlross, Unternehmensberatung Forstwirtschaft, Gutenstein in Niederösterreich
- 10.45 bis 11.00 Uhr Pause
- 11.00 bis 11.45 Uhr Das Forstgut Saualpe – vom Gutshof des Stiftes Griffen zum nachhaltigen Forstbetrieb, Walburga Litschauer, Musikwissenschafterin und Waldbesitzerin, Kärnten
- 11.45 bis 12.30 Uhr Forstkultur in Österreich – Entwicklung, aktuelle Vorhaben, Möglichkeit der Mitgestaltung, Alfred Grieshofer, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft
- 12.30 bis 13.30 Uhr Mittagspause
- 13.30 bis 16.00 Uhr Eine forstgeschichtliche Wanderung durchs Forstgut Pichl, Martin Krondorfer, Forstliche Ausbildungsstätte Pichl
- 16.00 bis 16.30 Uhr Diskussion und Abschluss
Organisatorisches
- 6. Februar 2025, 9:00-16:30 Uhr, Forstliche Ausbildungsstätte Pichl, Rittisstraße 1, 8662 St. Barbara im Mürztal (Steiermark)
- Anreise: Bahnhof Mitterdorf-Veitsch oder S6 Abfahrt Mitterdorf im Mürztal
- Seminarbeitrag gefördert: 80 EUR. Seminarbeitrag ungefördert: 160 EUR. Verpflegungspauschale: 20,90 EUR.
- Anmeldung und Informationen auf www.fastpichl.at/kursangebote/waldbewirtschaftung-im-spiegel-der-geschichte-72250025/
Dieses Seminar ist ein Wahlmodul D der Waldpädagog:innenausbildung und findet in Kooperation mit dem Steiermärkischen Forstverein und der Steiermärkischen Landarbeiterkammer statt.
Coin Tree. Zwischen Ritual und Naturschutz
A coin or wishing tree🪙🌳🪙
Unique to the UK & Ireland, coin trees may have been used for healing purposes in previous centuries.
I found this tree – with its mix of Victorian pennies and more recent coins – in #Oxfordshire #folklorethursday pic.twitter.com/NFyzu2Chis— Beatrice Groves (@beatricegroves1) October 17, 2024
Ceri Houlbrook hat ihre Dissertation und ein Buch zur Geschichte der Coin Trees verfasst: „The Magic of Coin-Trees from Religion to Recreation.The Roots of a Ritual„. Sie führt die Geschichte zumindest bis ins 18. Jahrhundert zurück: „The first reference to a tree’s employment in a folkloric custom on Isle Maree comes from Thomas Pennant’s A Tour in Scotland and Voyage to the Hebrides, in which he describes a holy well located on the island, consecrated by Saint Maelrubha (or Maree) in the eighth century and widely purported to cure insanity“.1 Maolrubha/Maelrubha/Maree war ein irischer Missionar, der die Pikten zum Christentum bekehrte.
„Beside the well was a tree that, at the time Pennant was writing in the 1770s, was being utilized as an ‚altar‘; pilgrims who sought a cure from the holy well would deposit their tokens of thanks to Saint Maree on this particular tree“.1 Diese Zeichen des Dankes waren zunächst Textilien, die mit Nägeln und Nadeln befestigt wurden. Dann wurden diese Nägel und Nadeln selbst zu den Opfergaben. Im späten 19. Jahrhundert wiederum wurden am häufigsten Münzen verwendet.
Wurden früher meistens Baumstümpfe oder Baumstämme dazu verwendet, wurden es in letzter Zeit oft lebende Bäume, die darunter leiden. Der National Trust of Scotland rief in Folge dazu auf, mit diesem wiederbelebten Ritual aufzuhören: „Tree coins mean a mountain of trouble in our woodlands. More people have been hammering coins into trees and stumps at Dollar Glen and The Hermitage due to a growing ‘fashion’ to make votive offerings for wishes. We wish you wouldn’t do it – especially to live trees as its harmful. Instead, why not donate the coins to the Trust so we can use them to conserve woodland and wildland“2.
Quellen
1 Ceri Houlbrook: „The Mutability of Meaning: Contextualizing the Cumbrian Coin-Tree„. In: Folklore 125 (2014) 1 , S. 40-59
2 National Trust for Scotland: „Tree coins mean a mountain of trouble in our woodlands„. In. Facebook, 30. August 2019
Zum Weiterlesen
- Ceri Houlbrook: The Magic of Coin-Trees from Religion to Recreation. The Roots of a Ritual. Palgrave 2018 (= Palgrave Historical Studies in Witchcraft and Magic)
- Ceri Houlbrook / Natalie Armitage: „The wishing-tree of Isle Maree: The evolution of a Scottish folkloric practice“. In: The Materiality of Magic: An Artifactual Investigation into Ritual Practices and Popular Beliefs. Oxford: Oxbow Books, S. 123-142
- Ceri Houlbrook: „The penny’s dropped: Renegotiating the contemporary coin deposit„. In: Journal of Material Culture 20 (2015) 2, S. 173-189
- Wikipedia: Coin Tree (DE), Wish Tree (EN)
Gämsen auf Kreuzfahrt
„Im März 1907 gelangte an Bord des Dampfers ‚Turakina‚ eine tierische Abordnung der österreichisch-ungarischen Monarchie in das britische Dominion Neuseeland (Aotearoa auf Maori): Acht Gämsen aus kaiserlichen Jagdrevieren hatten die lange Reise über die Weltmeere unbeschadet hinter sich gebracht. Wie kam es zu dieser Gämsenfahrt auf hoher See?“ Diese Frage beantwortet das Österreichische Staatsarchiv in seiner „Archivale des Monats„. Es sei vorweggenommen: Die Tiere haben die 45 Tage dauernde Schifffahrt hervorragend überstanden und sich in Neuseeland gut eingelebt.
Der gesamte heutige Bestand geht auf die österreichischen Tiere zurück. „Aus einer solchen raschen Vermehrung und Ausbreitung eines Großsäugers mit nur geringer Fortpflanzungsrate darf man folgern, daß die Lebensbedingungen für ihn sehr günstig sind und die Lebenserwartung entsprechend hoch ist“, schrieb Günther Niethammer 1971 in seinem Beitrag „Die Gemsen Neuseelands„.
Das neuseeländische Department of Conservation bietet ausführliche Information über die Gämsenjagd an.
Bild: Nicolas Blanc: Chamois, 16. Oktober 2019, Flickr, CC-BY-NC-ND
Die wachsame Hängebirke
Ever feel like you’re being watched? 👀
The alluring silver birch ‚eyes‘, formed from lesions left by fallen branches, has earned them the folk-name ‚The Watchful Tree‘, with many believing they were home to spirits that silently & patiently guard their forests #FolkloreThursday pic.twitter.com/BNx9HOIj2U
— The Tree Council (@TheTreeCouncil) November 24, 2022
Die „Augen“ auf der Rinde der Hängebirke sollen ihr den Namen „Wachsamer Baum“ (watchful tree) eingebracht haben. Ich habe dazu aber kaum was gefunden, alle Treffer scheinen das von derselben Quelle zu beziehen. Kann das jemand von meiner geneigten Leserschaft bestätigen?
Janis Goodman: schwarzer Vogel
Die Druckgraphikerin Janis Goodman lebt im englischen Leeds. Ihre Leidenschaft für die Radierung entdeckte sie vor dreißig Jahren bei einem Abendkurs an der heutigen Kunstuniversität Leeds.
Janis Goodman, contemporary printmaker #WomensArt pic.twitter.com/sG31xtzvMf
— #WOMENSART (@womensart1) November 23, 2023
Yayoi Kusama: Polka dots on trees
Yayoi Kusama,
Ascension of Polka Dots on the Trees‘ (2021)
temporary installation #WomensArt pic.twitter.com/VOH2LVaTxQ— #WOMENSART (@womensart1) June 25, 2023
Die japanische Künstlerin Yayoi Kusama wurde 1929 geboren. Ihre Eltern hielten von ihren früh ausgeprägten künstlerischen Ambitionen nichts. Sie studierte zunächst in Kyoto den traditionellen japanischen Stil Nihonga, wandte sich dann aber der europäischen und nordamerikanischen Avantgarde zu. Das Markenzeichen von Kusama sind die Polka dots (Tupfen), mit denen sie Menschen ebenso wie Gegenstände bemalte und verzierte und auch ganze Räume gestaltete. Das Bild zeigt Bäume im Botanischen Garten von New York, die sie mit rot-weiß getupftem Polyesterstoff verhüllte.
- „Yayoi Kusama wraps New York Botanical Garden trees in polka dots„. In: dezeen, 21. April 2021
- Ausstellungstexte und Digital Guide zu „Yayoi Kusama: Eine Retrospektive“ im Gropius Bau in Berlin
- Yayoi Kusama in Wikipedia
Aktuelle Perspektiven kulturgeschichtlicher Jagdforschung
Das Netzwerk Jagdgeschichten lädt im Juni 2023 zum Online-Kolloquium „Aktuelle Perspektiven kulturgeschichtlicher Jagdforschung„.
Programm
14:00 Maurice Saß (Alanus Hochschule): Begrüßung und Organisatorisches
14:30 Klaus Kipf (LMU München): Wolfgang Seidel und die mittelalterliche Jagdallegorie
Ilona Ciesielski (Universität Bonn): Das Porträt des Falkners
15:45 Pause
16:15 Laura Beck (Universität Hannover): Schöner töten? Zur Selbstkonzeption von Jägerinnen in autobiographischen Texten des 21. Jahrhunderts
Tristan Kallweit (Universität Hamburg): Über den Mecklenburger Konrad Eilers (1871-1961): Biographisch-literaturhistorische Streifzüge durch die deutsche Jagd des frühen 20. Jahrhunderts.
17:45 Ende
Anmeldung
Bei Interesse melden Sie sich gerne bei Laura Beck (Leibniz Universität Hannover) oder Maurice Saß (Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft).
Ort und Zeit
9. Juni 2023, 14:00-18:00 (via Teams)
Netzwerk Jagdgeschichten
Das Netzwerk Jagdgeschichten wurde im Sommer 2021 gegründet, um den wissenschaftlichen Austausch zur Geschichte der Jagd zu befördern und diese zum Gegenstand einer transdisziplinären Kulturwissenschaft zu machen, die kritisch nach der Rolle der Jagd für die Konstituierung, Transformierung und Perpetuierung von Kultur/Natur und damit zusammenhängenden binären Hierarchien fragt.
Marek Ryboň: Die geheimnisvolle Sprache des Holzes
Die Ausstellung „Die geheimnisvolle Sprache des Holzes“ des slowakischen Bildhauers Marek Ryboň wird am 9. März 2023 im Slowakischen Institut in Wien eröffnet.
Marek Ryboň ist ein Multimedia-Künstler. Er arbeitet mit verschiedenen Genres, Techniken und unkonventionellen Materialien. Derzeit entspricht Holz seinen Absichten und Vorstellungen. Er verwendet aber auch andere, oft unkonventionelle Materialien auf natürlicher Basis – Sägemehl, verschiedene Krümel, Pigmente, Federn, aber auch Glasfragmente, transparente Folien und Styropor, die er zu ungewöhnlichen organischen Formen vereint. Das Ergebnis sind Skulpturen und Objekte mit bizarren Formen, Installationen und Flächenkompositionen voller kühner Linien und body painting als Ergebnis von Aktion und Geste. Ryboň ist ständig auf der Suche nach neuen kreativen Methoden und unkonventionellem Ausdruck. Die Ausstellung im Slowakischen Institut zeigt bis 31. März 2023 eine Auswahl aus dem letzten Jahrzehnt seines Schaffens. Kuratorin ist Mária Horváthová.
Viele der Werke von Ryboň sind auf seiner Website creativeatelier.eu erhältlich.
Ort und Zeit: Slowakisches Institut in Wien, Wipplingerstraße 24-26, 1010 Wien (U2 Schottentor, 1A/3A Renngasse), 9. März 2023, 18:30 Uhr, musikalische Gestaltung durch das Duo Melisma
Bildnachweis: Marek Ryboň, Einladungssujet
BOKU-Kino: Der geraubte Wald
Am 1. März 2023 zeigt das BOKU-Kino-Team den Film „Wood – der geraubte Wald„. Ebba Sinzinger, Michaela Kirst und Monica Lazurean-Gorgan nehmen die Strukturen hinter illegaler Abholzung in den Blick – in Rumänien, aber auch Russland, China und Peru.
„Jedes Jahr werden in Rumänien 20 Millionen Kubikmeter Holz illegal aus den Wäldern geholt. Doch wo landen die Bäume – und wer verdient daran? Alexander von Bismarck ist der Leiter der NGO ‚Environmental Investigation Agency‘ und geht mit seinem internationalen Team undercover, um große Unternehmen auf der ganzen Welt zu infiltrieren und zu dokumentieren, wie sie illegal geschlagenes Holz produzieren und verkaufen. Mit Geschick, Gründlichkeit und einfachen Mitteln gelingt es der EAI, dem Geld – und dem Holz – auf die Spur zu kommen und Licht in einen Skandal zu bringen, der ein Ausmaß hat, das sich nur wenige Verbraucher vorstellen können“.
Film-Screening und Diskussion mit:
- Georg Gratzer, Institut für Waldökologie, BOKU (Moderation)
- Harald Meimberg, Institut für integrative Naturschutzforschung, BOKU
- Ebba Sinzinger, Filmemacherin, Produzentin und Regisseurin
- Christoph Wildburger, Coordinator Global Forest Expert Panels (GFEP) Programme, IUFRO
1. März 2023, 18:30 Uhr, Universität für Bodenkultur, TÜWI (Stadtplan), Hörsaal 01, Eintritt frei.
Bild: Titelblatt des Presseheftes (Filminstitut).
Datenkompetenzzentrum Agrar: Umfrage
Das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung führte im Jahr 2022 die Ausschreibung „Aufbau von Datenkompetenzzentren in der Wissenschaft“ durch. Das Konsortium Datenkompetenzzentrum Agrar (DaKA) befindet sich in der Konzeptionsphase und möchte nun Nutzer*innen von Daten im agrarwissenschaftlichen Bereich befragen. Durch Auskünfte zu ihrem Bedarf im Bereich Forschungsdatenmanagement können sich diese an den Entwicklungen beteiligen. Die Beantwortung nimmt 5-10 Minuten in Anspruch, die Umfrage ist bis 15. Februar 2023 geöffnet.
Das Vorhaben Datenkompetenzzentrum Agrar (DaKA) zielt darauf ab, die Datenkompetenzen in der Agrarwissenschaft zu steigern. In unserem Vorhaben soll ein berufsbegleitendes Qualifikationssystem etabliert werden, welches von den Teilnehmenden mit einem Zertifikat zum „Data Steward Agrar“ abgeschlossen wird. Außerdem werden Kompetenzen in Lehre und Forschung vermittelt. Von der Datenaufnahme, über das Datenmanagement bis hin zur Datennutzung werden Best-Practice-Beispiele aus den unterschiedlichen Disziplinen erstellt, die zeigen, wie jeweils Datensätze erfasst, verarbeitet, gemeinsam ausgewertet und veröffentlicht werden. Darüber hinaus bieten die im DaKA entwickelten Workflows ein Rahmenwerk zur Erfassung, Management und Nutzung von Daten, die eine interdisziplinäre Wiederverwendung ermöglichen werden. DaKA ist als Vernetzungsort und One-Stop-Shop für das Thema Datenkompetenz geplant.
Da habe ich ja schon wieder eine Fortbildung entdeckt, die mich interessiert. Ich bin gespannt, ob die Forstwirtschaft hier ebenfalls mitgedacht und mitberücksichtigt wird.
Belvedere: Grow. Der Baum in der Kunst
Ich habe leider die Ausstellung „Grow. Der Baum in der Kunst“ im Unteren Belvedere verpasst. Aber immerhin gibt es den Ausstellungskatalog zu erwerben:
Die Geschichte der Beziehung von Mensch und Baum ist in der Kunst gut ablesbar. Von frühgeschichtlichen göttlichen Gestalten über antike Metamorphosen wie die mythische Daphne, die sich in einen Lorbeerbaum verwandelt, bis zum mittelalterlichen arbor vitae, einem der Hauptdarsteller der biblischen Paradiesszene, sind Bäume religiöse Zeichen der Kultur. Anstatt aber nur auf Übernatürliches zu verweisen, bleibt der Baum dank seiner erstaunlichen Funktionalität und Formschönheit eine unerschöpfliche Inspirationsquelle. Der Baum ist also ein universeller Begleiter, was vor allem seine Fähigkeit, verschiedene Wissensbereiche und kulturelle Phänomene metaphorisch zu erfassen, betrifft. Ist es aber möglich, diese Vielfalt von Darstellungen einigermaßen einzuordnen beziehungsweise überhaupt gewisse verbindende Typologien in der Kunstgeschichte festzustellen? Sich dem Baum in der Kunst zu widmen bedeutet, sich mit spannenden Mythen und alter Spiritualität auseinanderzusetzen, bahnbrechenden philosophischen Konzepten nachzugehen und sich über die Rolle der Natur in unserem Leben Gedanken zu machen.
Zum Buch
Herausgeber*innen: Stella Rollig und Miroslav Halák. Autor*innen: Július Fujak, Ivan Gerát, Miroslav Halák, Angela Kallhoff, Isabel Kranz, Sophie Reyer, Stella Rollig, Claudia Slanar. Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König 2022. 208 Seiten, 19 x 26 cm, ISBN 978-3-903327-31-3, EUR 29,80
Zum Weiterlesen
Sophie Reyer: „Der unausweichliche Baum. Dem viel beschworenen ‚Retter unseres Klimas‘ ist eine Ausstellung im Belvedere Wien gewidmet„. In: Falter, 28. September 2022
Katharina Rustler: „Willkürliche Verzweigung: Der Baum in der Kunst im Unteren Belvedere„. In: Der Standard, 27. September 2022
Wald: Re-Mythisierung in Zeiten des Digitalen
An vier Terminen widmen sich die Online-Studientage dem Thema „Wald: Re-Mythisierung in Zeiten des Digitalen„. Die Veranstaltungsreihe wird von der Romanistin Kirsten von Hagen (Universität Gießen) und der Germanistin Corinna Dziudzia (Universität Erfurt) geleitet. Die Vorträge richten sich an Studierende und Lehrende aller Fachrichtungen sowie an die Öffentlichkeit. – Hinweis aus h-germanistik.
Ausrichtung
Der Botanist und Autor Francis Hallé hat einen großen Traum: Er möchte im Westen Europas auf 70.000 Hektar eine Art Urwald anlegen, der ohne menschliche Pflege wachsen kann. Der Dokumentarfilmer Jan Michael Haft setzt 2009 in seiner zweiteiligen Arbeit den Mythos Wald in Szene. Jean Mottet veröffentlicht 2017 seinen Klangwald, La Forêt sonore: De l’esthétique à l’écologie. Fotografen wie Kilian Schönberger veröffentlichen Bildbände zum Wald in Serie. Aktuell zeigt Volker Schlöndorff in seinem Dokumentarfilm Der Waldmacher wie in Afrika daran gearbeitet wird, der Verwüstung Einhalt zu gebieten.
In den letzten Jahren wird das Thema Wald in öffentlichen Diskursen spürbar zentraler, scheint dabei zudem eine Re-Mythisierung des Waldes konstatieren zu sein, die zum einen als Effekt einer ökologisch bedingten Krise und zum anderen als Folge einer Primordialität des Digitalen zu lesen ist. Umso mehr sich auch das Buch in seiner Materialität vom Wald als rohstoffliefernde Grundlage in Zeiten der Digitalisierung entfernt, um so mehr scheint der Wald Thema zu werden, im Ecocriticsm, der Kulturökologie und im Nature Writing. Wald ist Anti-Digitalität, weil umfassend sinnlich erfahrbar.
Angesichts zunehmend konfrontativer politischer Lager, dem Klimawandel oder der die Digitalisierung beschleunigenden Pandemie, scheint der Wald transdisziplinärer wie transkultureller Fluchtpunkt zu werden, während er zugleich als gefährdetes Gut oder bereits als Leerstelle im Nicht-Mehr-Vorhandensein beschrieben wird. Wald scheint entsprechend als Denkfigur für verschiedene aktuelle Beobachtungen nutzbar, denen im Rahmen der geplanten Online-Studientage nachgegangen werden soll, um der wahrzunehmenden Ubiquität des Waldes aus einer interdisziplinären, d.h. komparatistischen, kulturwissenschaftlichen, soziologischen, intermedialen, literatur- und kulturhistorischen Perspektive nachzuspüren.
Programm
10. November 2022, 9-13 Uhr
- Raul Calzoni (Universitá di Bergamo): Dante Alighieri und W.G. Sebald im „dunklen Wald“ der Welt- und Menschengeschichte
- Corinna Dziudzia (Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt): Wald als Ort ästhetischer Erfahrung in den Texten Sidonia Hedwig Zäunemanns
- Volker Mergenthaler (Universität Marburg): „Deutscher Dichterwald“ 1813 – Metapher einer „imagined community“?
- Andreas Langenohl (Universität Gießen): Wälder und die Metrisierung der Klimakatastrophe
- Michael Basseler (Universität Gießen): Von Bäumen und Menschen: More-than-human encounters in amerikanischen Erzähltexten
1. Dezember 2022, 9-13 Uhr
- Stephanie Blum (Universität Saarbrücken): Der Wald in der österreichischen Heimat- und Anti-Heimatliteratur
- Julien Bobineau (Universität Würzburg): Der Wald als Jagdgebiet in der französischen littérature cynégétique des 17. und 18. Jahrhunderts
- Kirsten von Hagen (Universität Gießen): Im Dickicht der kulturellen Übersetzung: Der Wald in französischen Schauernovellen des 19. Jahrhunderts
- Georg Högl (Universität Würzburg): Waldromantik und die Poesie des Plötzlichen. Beobachtungen zu Carl Maria von Webers Freischütz und anderen „Waldmusiken“ des 19. Jahrhunderts
- Bruno Grimm (KU Eichstätt-Ingolstadt): Sehnsuchtsort und Ort des Unheimlichen: Visualisierungen des Waldes im Deutschland des 19. Jahrhunderts
19. Jänner 2023, 9-13 Uhr
- Julia Hoydis (Universität zu Köln): „A Dialogue Between an Oak and a Man Cutting Him Down“: Zur (digitalen) Lektüre der naturphilosophischen Lyrik von Margaret Cavendish in Zeiten des Anthropozän
- Holt Meyer (Universität Erfurt): Der Wald der Partisanen und seine Sprachen (mit Bezugnahme auf Tolstojs Krieg und Frieden)
- Jörn Ahrens (Universität Gießen): Im Wald der Bilder. Der Wald im Comic
- Annina Klappert (Universität Augsburg): Rückzug und Revolte im Wald: Ir/reversible Transformationen menschlicher Materialität in Marie Darrieussecqs Notre vie dans les forets (2017) und José Saramagos Coisas (1978)
- Marina O. Hertrampf (Universität Passau): „Erdungsraum“ Wald: literarische Walderlebnisse im Spannungsfeld von Naturerfahrung, Erinnerungsarbeit und Identitäts(re)konstruktion in französischen Romanen der Gegenwart
9. Februar 2023, 9-13 Uhr
- Annette Simonis (Universität Gießen): Zur Medialisierung des Waldes in den Werken von Sylvain Tesson und Francis Hallé
- Michael Dallapiazza (Universitá di Bologna): Die Entsakralisierung des deutschen Waldes in Hilsenraths „Der Nazi und der Friseur“
- Frank Thomas Brinkmann (Universität Gießen): Allerlei Bäume und Holzobjekte. Dreieinhalb kulturhermeneutische Spaziergänge am Waldrand jüdisch-christlicher Fiktionen
- Nikolas Immer (Universität Trier): Wälder des Grauens. Filmische Reinszenierungen eines literarisch tradierten Angstraums
- Gerhard Struck (Forstamt Finsterbergen): Wald aus forstwissenschaftlicher Sicht. Aktuelle Betrachtungen zur Nachhaltigkeit
Link
Die Online-Studientage werden auf Webex stattfinden: https://uni-giessen.webex.com/meet/kirsten.v.hagen