Eiche

Rogalin: drei legendäre Eichen

Die Steileichen im Park des polnischen Schlosses Rogalin haben eine besondere Bedeutung: Drei von ihnen erinnern an die Legende der drei Brüder Lech, Čech und Rus, die als Stammväter der slawischen Länder Lechland (Polen), Čechy (Böhmen) und Rus (Ruthenien) gelten. Die Bäume sind nicht sehr hoch, aber um die siebenhundert Jahre alt.

Die Sage der drei Brüder liegt in verschiedensten regionalen Varianten vor. Im wesentlichen geht sie von einer Zeit aus, als alle Slawen gemeinsam zwischen Weichsel und Dnjepr lebten und die gleiche Sprache verwendeten. Als Wild und Fisch für die Bevölkerung zu knapp wurde, wurde den Brüdern klar, dass sie alle wegziehen müssten. Sie trennten sich also und ließen sich mit ihrem jeweiligen Familienstamm an verschiedenen Orten nieder.

Bildquelle: magro_kr: „Lech, Czech i Rus„. Flickr, 3. Mai 2012, CC-BY-NC-ND. Weitere Information: Wikipedia, Website des Museums.


Wetter und Leben: forstmeteorologische Beiträge

Cover der Zeitschrift Wetter und LebenDie Bibliothek der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik hat die Zeitschrift „Wetter und Leben“ digitalisiert. Diese Zeitschrift erschien von 1948-1998 und wurde von der Österreichischen Gesellschaft für Meteorologie herausgegeben. Sie enthielt Beiträge aus verschiedenen Wissenschaftsfeldern: neben Klimatologie und Meteorologie zum Beispiel auch Medizin, Botanik und Zoologie. Sie richtete sich an verschiedene Zielgruppen – neben ForscherInnen und praktizierenden MeteorologInnen auch an ein Laienpublikum.

In etlichen Heften sind Artikel über Forstmeteorologie, Auswirkungen des Klimas auf den Wald, (Obst-)Bäume etc. enthalten, die ich hier in chronologischer Reihenfolge auflisten möchte. Die Links führen zum jeweiligen Heft, das nur als Gesamt-PDF heruntergeladen werden kann, daher nicht direkt zum einzelnen Artikel. Die ursprüngliche Erschließung aller einzelnen Artikel wurde im Rahmen des Digitalisierungsprojektes von Corinna Pichler und Christina Orleth durchgeführt.

„Wetter und Leben“ enthält auch etliche Rezensionen bzw. Kurzreferate von Büchern mit Forstbezug, diese sind aber in der folgenden Liste nicht inkludiert. Ich kann auch nicht ausschließen, dass ich Beiträge übersehen habe 😉


Jahrgang 1-10

Erwin Schimitschek: „Bioklimatische Beobachtungen und Studien beim achtzähnigen Fichtenborkenkäfer„, 1 (1948) 1, S. 12-14

Karl Palat: „Massenreaktion der roten Waldameise (Formica rufa pratensis) auf Sonnenbestrahlung„, 2 (1949) 5/6, S. 110-114

Leo Tschermak: „Klima und Wald in Anatolien„, 2 (1949) 1/2, S. 4-13

Leo Tschermak: „Die natürliche Holzartenverbreitung im Umkreis von Wien in ihrer Abhängigkeit vom Klima„, 3 (1951) 5-7, S. 103-108

Adele Sauberer: „Die Verteilung rindenbewohnender Flechten in Wien, ein bioklimatisches Großstadtproblem„, 3 (1951) 5-7, S. 116-121

F. Roßmann: „Das Rauchen der Wälder nach Regen und die Unterscheidung von Wasserdampf und Wasserrauch„, 4 (1952) 3-4, S. 56-57

Hans Steinbach: „Über das Fruchten ausländischer Bäume in Wien„, 4 (1952) 9-10, S. 163-165

K. Morbitzer: „Hang- und Graben-Temperaturen in einem Waldgebirge„, 4 (1952) 11-12, S. 197-198

Georg Scheer: „Über Änderungen der Globalbeleuchtungsstärke durch Belaubung und Horizonteinengung„, 5 (1953) 3-4, S. 65-71

Jahrgang 11-20

Rüdiger Knapp: „Einfluß von Spätfrösten auf verschiedene Pflanzen-Arten in Wäldern und auf Schlagflächen„, 11 (1959) 8-10, 125 – 130

Josef van Eimern: „Erfahrungen bei der Messung der Besetzungsdauer von Blättern für pflanzenpathologische Zwecke„, 11 (1959) 8-10, S. 131-138

Rüdiger Knapp: „Licht und Arten-Zusammensetzung in Wald- und Strauchgesellschaften in hohen Lagen und im Bereich der Baumgrenze„, 12 (1960) 9-10, S. 203-210

Max Bider: „Untersuchungen an einer 67jährigen Reihe von Beobachtungen der Kirschblüte bei Liestal (Basel-Landschaft)„, 12 (1960) 9-10, S. 221-230

Franz Stelzer: „Die Waldgrenze im Sonnblickgebiet„, 12 (1960) 9-10, S. 270-278

Alois Topitz: „Wärmestundensummern und Obstbaumblüte„, 12 (1960) 9-10, S. 303-307

Werner Mahringer: „Über die Oberflächentemperatur eines Baumstammes in verschiedenen Jahreszeiten„, 13 (1961) 7-8, S. 159-165

Vladimír Krečmer: „Forstliche Bioklimatologie in der Tschechoslowakei„, 16 (1964) 5-6, S. 105-109

Friedrich-Karl Holtmeier: „Die ‚Malojaschlange‘ und die Verbreitung der Fichte„, 18 (1966) 5-6, S. 105-108

Vladimír Krečmer: „Das Mikroklima der Kieferlochkahlschläge„, 18 (1966) 9-10, S. 186-198

Vladimír Krečmer: „Das Mikroklima der Kieferlochkahlschläge„, 19 (1966) 5-6, S. 107-115

Friedrich-Karl Holtmeier: „Zur natürlichen Wiederbewaldung aufgelassener Alpen im Oberengadin„, 19 (1967) 9-10, S. 195-202

Vladimír Krečmer: „Das Mikroklima der Kieferlochkahlschläge„, 19 (1967) 9-10, S. 203-214

Vladimír Krečmer: „Das Mikroklima der Kieferlochkahlschläge„, 20 (1968) 3-4, S. 61-72

Jahrgang 21-30

Dieter Grill / Otto Härtel: „Abgassymptome an Fichten in 1.000 m Höhe?„, 25 (1973) 2, S. 91-95

Jean Guiter / Friedrich Lauscher: „Klimatische Bedeutung der Vegetationsgrenzen und der Verteilung der Waldbestände in einigen Talgebieten der Alpen und der Pyrenäen„, 30 (1978) 1, S. 31-34

Jahrgang 31-40

Walter Alexander Müller: „Die Eignung meteorologischer Größen zur Blühvorhersage von Kirsche und Apfel„, 31 (1979) 2, S. 76-93

Adele Lauscher / Friedrich Lauscher: „Vom Einfluß der Temperatur auf die Belaubung der Roßkastanie nach den Beobachtungen in Genf seit 1808„, 33 (1981) 2, S. 103-112

Friedrich-Karl Holtmeier: „Einige Besonderheiten des Krummholzgürtels in der Colorado Front Range„, 33 (1981) 3, S. 150-160

Friedrich Lauscher: „Frühe Schneefälle 1980 in Wien – ohne Einfluß auf Verfärbung und Blattfall?„, 33 (1981) 4, S. 230-238

Helmut Dommermuth: „Die Reduktionswirkung einer Straßenrandbepflanzung auf die Schadstoffimmission durch den Straßenverkehr„, 34 (1982) 2, S. 85-90

O. Ehrhardt / Josef van Eimern: „Der Strahlungshaushalt eines Buchenwaldes an fünf ausgewählten Strahlungstagen„, 35 (1983) 4, S. 230-234

Walter Bosshard: „Die schweizerischen Waldbesitzer vor der Bedrohung sterbender Wälder„, 35 (1983) 4, S. 240-247

Lutz Jaeger: „Zehn Jahre Niederschlagsmessungen über einem Kiefernbestand im angehenden Stangenholzalter„, 36 (1984) 3, S. 149-158

Alois Machalek: „Einfluß anthropogener Umweltfaktoren auf den Wald„, 38 (1986) 2, S. 88-95

Friedrich Lauscher / Maria Roller: „Vom Wachstum der Bäume„, 39 (1987) 1, S. 28-42

Jahrgang 41-50

Albert Baumgartner / Inge Dirmhirn: „Atmosphäre, Klima, Witterung und Wetter im Ursachenkomplex der neuartigen Waldschäden„, 44 (1992) 1-3, S. 29-44

Günther Flemming / Inge Dirmhirn: „Meteorologie und immissionsbedingte Waldschäden: Ergebnisse aus den ostdeutschen Ländern„, 44 (1992) 1-3, S. 139-146

Wulf Hüsken: „Dendroklimatologische Untersuchungen an der Lärche (Larix decidua) in den Pragser Dolomiten (Südtirol/Italien)„, 45 (1993) 4, S. 17-28

Josef Guttenberger: „Eine hydrometeorologische Station für Parallelmessungen über der Schneedecke im Wald und im Freiland„, 46 (1994) 1-2, S. 42-48

Helmut Mayer / Jürgen Schmidt / Andreas Matzarakis: „Lufthygienische Kennzeichen von stadtnahen Wäldern„, 46 (1994) 1-2, S. 49-66

Peter Suppan: „Analyse der Mischungsverhältnisse von Ozon im Ebersberger Forst bei München anhand einer 2-jährigen Meßreihe„, 46 (1994) 1-2, S. 67-76

Herbert Langholz: „Methoden zur Bestimmung der Waldbrandgefahr„, 46 (1994) 1-2, S. 77-86

Herbert Hager / Albert Baumgartner: „Themen und Schwerpunkte der forstmeteorologischen Forschung„, 47 (1995) 2-4, S. 91-102

Anton Huber / Albert Baumgartner: „Einfluß von Stammzahl von Pinus radiata-Wäldern auf die Niederschlagsverteilung in Südchile„, 47 (1995) 2-4, S. 103-106

Manfred Kirchner / Albert Baumgartner: „Klima, Witterung und Waldzustand„, 47 (1995) 2-4, S. 107-114

Inge Dirmhirn / Albert Baumgartner: „Über die Dauer der Frühjahrs-Belaubung eines Eichenmittelbestandes„, 47 (1995) 2-4, S. 115-120

Richard Amtmann / Albert Baumgartner: „Ein empirisches Modell zur Beschreibung windinduzierter Schwingungen eines Nadelbaumes„, 47 (1995) 2-4, S. 121-128

Juan Caldentey / J. Fuentes / Albert Baumgartner: „Niederschlagsverteilung in drei Waldbeständen der Gebirgskette Nahuelbuta, Chile„, 47 (1995) 2-4, S. 129-140

Michael Kuhn / Friedrich Lauscher / Ulrike Nickus: „Actinic radiation below a tree and in the open„, 48 (1996) 3-4, S. 253-260

Ulrike Feistel / P. Biron / Christian Bernhofer / G. Najjar: „Estimation of Evapotranspiration of Two Spruce Stands in a Mountainous Catchment Using the Eddy Covariance Energy Balance Technique„, 50 (1998) 1, S. 35-52

Otto Kandler: „Flechtenflora und Luftverschmutzung in Paris und München im Verlauf des Jahrhunderts„, 50 (1998) 1, S. 23-34

Walter Tranquillini: „50 Jahre baumphysiologische Forschung an der Waldgrenze bei Obergurgl und am Patscherkofel – Erinnerungen eines Zeitzeugen„, 50 (1998) 4, S. 337-352

Guy R. MacPherson / James Rodney Simpson / Klaus I. Scott: „Actualizing Microclimate and Air Quality Benefits with Parking Lot Tree Shade Ordinances„, 50 (1998) 4, S. 353-370

Rainer Haslinger / Herbert Hager / Helmut Schume: „Wuchsleistung und Blattflächenhaltung auf Auwaldstandorten in Abhängigkeit vom Wasserhaushalt„, 50 (1998) 4, S. 371-381


Naturdenkmäler im Wiener Stadtplan

Heute habe ich an der 32. Open Government Data-Plattform der Stadt Wien teilgenommen, die heute zu Gast bei der MA22 – Umweltabteilung war. Mit Open Government Data (OGD) bezeichnet man Datenbestände des öffentlichen Sektors, die im Interesse der Allgemeinheit frei zugänglich gemacht werden. Privatpersonen und Unternehmen können diese Daten weiternutzen. Bei der regelmäßig stattfindenden Plattform werden die jeweils neuen Datensätze vorgestellt, die die Stadt Wien im österreichweiten Datenkatalog data.gv.at veröffentlicht.

Dabei wurde erwähnt, dass die geo-referenzierte Darstellung der Naturdenkmäler die erste webGIS-Anwendung der Stadt Wien war. Der bekannte Stadtplan ging 1999 online und hatte als ersten Zusatzinhalt eben die Naturdenkmäler.

Naturdenkmäler können Bäume, Baumgruppen, Baumzeilen oder ganze Waldflächen sein (besonders interessant im Sinne dieses Blogs) – aber natürlich auch Wiesen, geologische Aufschlüsse, Gewässer und Objekte kulturhistorischer Bedeutung. Eine Übersicht, wieviele Einzel-, Gruppen- oder Flächennaturdenkmäler es in welchem Wiener Gemeindebezirk gibt, und eine Auflistung findet sich auf der Website der MA 22. So kann man zum Beispiel rasch sehen, dass es im Stadtpark eine Kaukasische Flügelnuss (Pterocarya fraxinifolia) und vor dem Franz-Josefs-Bahnhof zwei Pyramidenpappeln (Populus nigra „Italica“) gibt. In Wien gibt es übrigens auch Mammutbäume!

Aber wie sieht man die Naturdenkmäler direkt im Wiener Stadtplan? Man wählt den Karteireiter „Wien Umweltgut“ und blendet bei „Karteninhalt“ unter der Überschrift „Naturschutz – Schutzgebiete, Schutzobjekte“ die Naturdenkmäler ein. Es gibt dazu eine kurze Beschreibung, das Datum der Unterschutzstellung und ggf. historische und aktuelle Aufnahmen.

Einzelbaum und Waldbestand

Ein Beispiel für einen Einzelbaum ist die Morgenländische Platane (platanus orientalis) in der Grinzinger Straße 72. Der Baum ist seit 28. März 1974 geschützt.

Wie durch das amtliche Ermittlungsverfahren festgestellt wurde, handelt es sich um einen schön entwickelten, gesunden Baum von annähernd 150 Jahren, dessen Stammumfang 2,22 m beträgt. Im Hinblick auf die im Wiener Raum äußerst seltene Holzart ist die Unterschutzstellung gerechtfertigt.

Ein Beispiel für ein ganzes Areal ist der Waldbestand am Wolfersberg im Umfeld des Hütteldorfer Friedhofs, der seit 28. Juni 1946 geschützt ist.

Das Gebiet des Wolfersberges war bis ins 20. Jahrhundert weitegehend bewaldet. Die Bebauung beschränkte sich auf wenige größere Gebäude mit zum Teil großen Gärten (z.B. das „Rekonvalescentenheim“ [der Barmherzigen Brüder, Anm.], Linzer Str. 466). Im Zuge des 1. Weltkrieges wurde der Wolfersberg allerdings zum Großteil gerodet. Heute ist die Südseite des Wolfersberges durch Wohnbebauung geprägt. Diese besteht einerseits vornehmlich aus Einfamilienhäusern mit Gärten, andererseits aus größeren Wohnanlagen. Der ehemals geschlossene Wienerwald wurde bis auf wenige Reste gerodet. Restlicher Hain- und Rotbuchen-, sowie aus Sommereichen bestehender Wald des ehemals bis ins Wiental reichenden Wienerwaldes.

Übrigens: Der bekannte Baumkataster ist ebenfalls im Stadtplan abrufbar, wird allerdings von der MA 42 – Stadtgärten betreut. Historische Informationen zu einzelnen Straßen und Gegenden findet Ihr auch im WienGeschichteWiki.


Holzboden auf Burg Forchtenstein

Holzboden Burg Forchtenstein
Wie alt mag dieser Holzboden aus der Burg Forchtenstein wohl sein? Die Antwort des Kastellans überrascht: aus den 1980er Jahren! Der Boden ist zwar überdacht, liegt aber im Haupteingangsbereich in die Burg, wo also jährlich zehntausende BesucherInnen drübergehen. Er stammt aber aus demselben Holz – Eichenhirnholz aus dem eigenen Forstbetrieb – wie sein Vorgänger. Auch die Abschlüsse aus Sandstein werden mit dem Stein aus dem eigenen Steinbruch in St. Margarethen ersetzt, wenn sie abgetreten sind.

Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Was unterscheidet eigentlich diesen – neuen – Boden von seinem Vorgänger? War der Vorgänger das „Original“ oder wieviele Vorgänger hatte er? Was macht den besonderen Reiz eines alten Bodens aus? Wann ist dieser Boden alt? Würden die meisten Gäste den Boden für deutlich älter halten?


Exkursion: Mittelwald in den Marchauen

Das Storchenhaus in Marchegg bietet immer wieder spannende Exkursionen im Gebiet der Marchauen an, zu denen ich gerne mitfahre. Am 8. September war das Thema „Mittelwald“. Mittelwald – was ist das? Um das zu klären, müssen wir erst einmal Niederwald und Hochwald unterscheiden.

Der Niederwald ist durch Stockausschlag gekennzeichnet – Bäume wie Pappel, Hainbuche und Haselnuss werden regelmäßig abgeschnitten und treiben am Stock wieder aus. Die Umtriebszeit beträgt rund 35 Jahre. Das Holz wird vorrangig zur Brennholzgewinnung verwendet, es entsteht kein Wertholz. Im Hochwald dagegen bilden sich neue Bäume aus Samen und wachsen hoch heran, er verfügt über eine hohe Holzqualität und dient zur Wertholzgewinnung. Die Umtriebszeit liegt bei ca. 80 bis 160 Jahren. Ein Mittelwald hat beide Elemente auf einer Fläche.

Welche Vorteile hat das? Durch den aufgelichteten Baumbestand fällt Licht bis auf den Boden. Dadurch entsteht eine andere Vegetation als in einem dichten Wald. Alte besonnte Bäume, die es sonst nur mehr selten gibt, sind besonders wertvoll für spezialisierte Käfer. Eine mosaikartige Fläche statt einem scharfen Übergang zwischen Wald und Wiese ist überhaupt für viele Insektenarten ein idealer Lebensraum. Auf den offenen Flächen siedeln sich Pionierpflanzen an. Der Mittelwald ist naturschutzfachlich eine der besten Wirtschaftsweisen, sagt uns unser Begleiter, der Förster und Landschaftsplaner Manuel Denner.

Wie ein Mittelwald entsteht

In Marchegg und Umgebung gibt es zwei Methoden: In Marchegg sorgen Konikpferde dafür, dass bestimmte Flächen offenbleiben und nicht verwalden. Die großen Wiederkäuer, die das früher erledigt haben – Auerochsen, Wisente und Wildpferde -, gibt es ja nicht mehr in freier Natur. Die Beweidung ist besser als eine Mahd, da sie nicht auf einmal erfolgt.

In Baumgarten an der March, wo auch die kleine Forstverwaltung des WWF-Naturreservats Marchegg liegt, konnten wir uns die Versuchsflächen in einem normalerweise nicht öffentlich zugänglichen Gebiet anschauen. Hier wird forstlich eingegriffen – auf zwei Flächen wurde vor einem dreiviertel Jahr bzw. eineinhalb Jahren ausgelichtet. Die Bestandsbäume wurden GPS-erfasst und numeriert. Auf der Fläche, auf der der Schlag vor eineinhalb Jahren erfolgte, sind jetzt schon seltenere Vogelarten wie Goldammer und Wendehals zu sehen. Es finden sich seltene Pflanzenarten ebenso wie Gartenflüchtlinge. Da es hier einen hohen Wildschweinbestand gibt und die Hainbuchen sehr stark sind, haben es die langsam wachsenden Eichen schwer, hier aufzukommen. Einige wurden daher versuchsweise mit Reisighaufen umgeben. Das hat gut funktioniert. Außerdem werden seltene Baumarten wie die Wildbirne gefördert.

Nächste Exkursion: Welt der Pilze

Die nächste Exkursion des Storchenhauses widmet sich übrigens dem Thema „Die geheimnisvolle Welt der Pilze“ und findet am Sonntag, dem 14. Oktober 2018, statt. Anmeldung bis 12.Oktober 2018 per eMail an marchegger.storchenhaus@gmail.com oder Telephon 0681/81644656.


Blüht die Esche vor der Eiche… Bauernregeln

Wenn sich die Föhrenbockerl öffnen, kommt dann wirklich gutes Wetter? Der britische Showmaster Scott Mills geht in seiner Sendung „Who do you trust?“ dieser und anderen Wetterregeln auf den Grund – gemeinsam mit dem Meteorologen Charles Powell vom Metoffice. Übrigens gibt es noch viele weitere Bauernregeln mit Baumbezug…

  • Januar ganz ohne Schnee tut Bäumen, Bergen und Tälern weh.
  • An Fabian und Sebastian fängt Baum und Tag zu wachsen an.
  • Fabian im Nebelhut, der tut den Bäumen gar nicht gut.
  • Der Matthias hat uns lieb, er gibt dem Baum den ersten Trieb.
  • Wenn sich Sankt Walburgis zeigt, der Birkensaft nach oben steigt.
  • Blüht die Esche vor der Eiche, gibt es eine große Bleiche (= trockener Sommer), blüht die Eiche vor der Esche, gibt es eine große Wäsche (= verregneter Sommer). – Eine  Bauernregel mit diesen beiden Bäumen gibt es übrigens auch auf Englisch: Oak before ash, in for a splash / Ash before oak, in for a soak.
  • Im September die Birnen fest am Stiel, bringt der Winter Kälte viel.
  • Viel Eicheln im September, viel Schnee im Dezember.
  • Sankt Kosmas und Sankt Damian fängt das Laub zu färben an.
  • Fallen die Eicheln vor Michael ab, so steigt der Sommer früh in’s Grab.
  • Wenn Bucheckern geraten wohl, Nuss- und Eichbaum hängen voll, so folgt ein harter Winter drauf, und es fällt der Schnee zuhauf.
Mehr zu Bauernregeln

Toter Baum: wertvoller Lebensraum für Eremit-Käfer

Filmstill aus "Förster rettet Eremit-Käfer" (SWR 2018): dunkler Käfer sitzt auf Hand
Filmstill aus „Förster rettet Eremit-Käfer“ (SWR 2018)

Eine über zweihundert Jahre alte Eiche in Datzeroth wurde mit schwerem Gerät wieder aufgerichtet, weil der Eremit-Käfer (auch Juchtenkäfer genannt) in ihr wohnt und brütet. Die Engerlinge sind so auch vor Fressfeinden sicher. Die tote Eiche war nach starken Regenfällen auf einen Waldweg gefallen. Anstatt sie einfach zu entfernen, stellte sie der Förster an anderer Stelle ohne Wurzeln wieder auf. Das berichtete der SWR in der Landesschau Rheinland-Pfalz. Die Sendung könnt Ihr in der ARD-Mediathek sehen und herunterladen.

Der Juchtenkäfer (Osmoderma eremita) ist eine „prioritäre Art von gemeinschaftlichem Interesse“ laut europäischer Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Das bedeutet, dass die EU aufgrund des globalen Vorkommens eine spezielle Verantwortung für diese Art hat. Der Bestand ist gefährdet, entsprechende Schutzmaßnahmen sind erforderlich.

Eremit-Käfer: Artenschutzprojekt in der Steiermark

Auch in Österreich gibt es verschiedene Projekte zur Erhaltung des Juchtenkäfers: „Nachdem seine ursprünglichen Lebensräume, das sind natürliche Auen entlang von Flüssen mit viel Totholz, praktisch überall zerstört worden sind, lebt er ersatzweise in alten Streuobstbäumen oder in Alleebäumen. Hauptgefährdungsursache heute ist die Rodung der alten Baumriesen und der Streuobstwiesen. In Österreich gilt der Juchtenkäfer als stark gefährdete, in manchen Bundesländern als vom Aussterben bedrohte Art“, erklärt die Österreichische Entomologische Gesellschaft (ÖEG).

Die ÖEG startete im Februar 2018 ein Artenschutzprojekt in der Steiermark. BesitzerInnen von Streuobstbeständen mit Baumhöhlen sind eingeladen, sich zu melden. Die ForscherInnen können rund um die Bäume typische Merkmale erkennen und auch den Eremit-Käfer von verwandten Rosenkäferarten unterscheiden. Unterstützung bekommen sie  von „Osmo-Dogs“, speziell ausgebildeten Spürhunden, die auf den Geruch der Larven und des Käferkots trainiert sind. Für den Erhalt besiedelter Bäume gibt es Naturschutzförderung. Mehr dazu auf osmoderma.at.


„den bäumen kunstgemäsz seitenäste abnehmen“. Über Kopfbäume und Schnaiteln

Farbphoto Kopfweiden Schneiteln geschneitelte Baeume Kopfbäume WeidenBei einem Sonntagsspaziergang am Johannesbach in Würflach bin ich diesen geschnaitelten Weiden begegnet. Man sagt auch „Kopfbäume“ dazu. Die Jungäste verschiedener Baumarten wurden regelmäßig geschnitten, dadurch entsteht diese spezielle Form. Im Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm wird Schnaiteln als „den bäumen kunstgemäsz seitenäste abnehmen“ definiert. Der Vorgang wird Schneiteln, Schnaiteln, Schnoaten, Schnatten oder auch Grassen genannt.

Die Anwendungen sind vielfältig: Weidenruten dienten zum Korbflechten oder als Bohnenstangen, Eichenrinde war für die Ledergerbung notwendig, Fichten- und Eschenzweige dienten als Einstreu. Eschenlaub wurde als Viehfutter für Ziegen verwendet, aber auch die Menschen verwendeten Speiselaub.

6128 Kopfbäume im Burgenland kartiert

Das Schnaiteln war in ganz Österreich gebräuchlich. Der Burgenländische Naturschutzbund hat eine umfassende Broschüre dazu herausgegeben, die online im PDF-Format heruntergeladen werden kann: „Kopfbäume – das vergessene Kulturgut: Erfassung, Pflege, Erhaltung und Bewusstseinsbildung“ (2007). Im Rahmen eines Ziel-1-Projekts kartierte das Projektteam die burgenländischen Schnaitelbäume – insgesamt 6128 Stück an 679 Standorten. Darüber informiert die Broschüre „Kopfbäume im Burgenland“ (2013) genauer. Renate Roth schreibt darin:

Kopfbäume gehören im Burgenland als Denkmäler traditioneller Nutzung zum typischen Bild der Landschaft. Sie zeichnen sich durch eine überaus wichtige ökologische Bedeutung als spezielles Habitat für unzählige, zum Teil seltene Insekten, Kleinsäuger, Amphibien und Reptilien aus. In den letzten Jahrzehnten wurden Kopfbäume aufgrund der weitgehenden Nutzungsaufgabe allerdings kaum mehr geschnitten. Viele Bestände verschwanden im Zuge von Flurbereinigungen.
Mehr über das Schneiteln

Wo die Föhren sausen. Aus Adalbert Stifters „Katzensilber“

Sie gingen an den Gebüschen der Schlehen und Erlen dahin: da waren die Käfer die Fliegen die Schmetterlinge um sie, es war der Ton der Ammer zu hören oder das Zwitschern des Zaunkönigs und Goldhähnchens. Sie sahen weit herum, und sahen den Hühnergeier in der Luft schweben. Dann kamen sie zu den weißen Birken, die die schönen Stämme haben, von denen sich die weißen Häutchen lösen, und die braune feine Rinde zeigen, und sie kamen endlich zu den Eichen, die die dunkeln starren Blätter und die knorrigen starken Äste haben, und sie kamen zulezt in den Nadelwald, wo die Föhren sausen, die Fichten mit den herabhängenden grünen Haaren stehen, und die Tannen die flachzeiligen glänzenden Nadeln auseinander breiten.

Aus der Erzählung „Katzensilber“ (im Original „Kazensilber“) von Adalbert Stifter, die erstmals 1853 als Teil der zweibändigen Sammlung „Bunte Steine“ erschien. Eine aktuelle Ausgabe ist u.a. bei der Bibliothek der Provinz (nur diese Erzählung) und bei Reclam (Sammlung) erhältlich. Außerdem kann der Text im Projekt Gutenberg nachgelesen werden.