Essbarer Wald

Beeren, Schwammerl und Pilze, Blüten, Wurzeln, Wildkräuter, Tannenwipferl…

Christbaum: Mahlzeit!

Im “Kurier” von heute wird das Buch “How you eat your Christmas tree. Die besten Rezepte mit Kiefer, Tanne & Co. für ein nachhaltigeres Weihnachtsfest” von Julia Georgallis vorgestellt. Georgallis ist Bäckerin und war ursprünglich als Industriedesignerin tätig.

How to eat your christmas tree von Julia Georgallis

deutsch: ISBN 9783747202920, 144 Seiten, 18,90 EUR, Ars Vivendi, September 2021

englisch: ISBN 9781784883713, 144 Seiten, 16,99 USD, Hardie Grant, Oktober 2020

Das Buch enthält “32 innovative Rezeptideen mit Tannen-, Fichten- und Piniennadeln, Pinienkernen, Olivenblättern, Wacholderbeeren, Pflaumen und Bambussprossen” wie zum Beispiel Weihnachtsbaumessig. Das Projekt ist ursprünglich aus einem “Supper Club” entstanden, bei dem ein viergängiges Menü auf Basis von Christbäumen serviert wurde. Georgallis geht es darum, auf die “Verschwendung und klimaschädliche Abholzung” zu Weihnachten hinzuweisen.

In Wien werden die ausgedienten Christbäume übrigens zur Erzeugung von Strom und Fernwärme verwendet. Und der Weihnachtsbaum vom Schönbrunner Adventmarkt wird den Elefanten im Tiergarten als Snack serviert.


Wien 1950: 31.804 Schilling für Klaubholz

Die Digitale Bibliothek der Wienbibliothek im Rathaus wurde grundlegend erneuert. Ich blättere mich gerade durch verschiedene historische Quellen. Interessant zum Beispiel die Einnahmen der Städtischen Forste in den Jahren 1950 und 1951:

Von 1850 auf 1851 blieben die Einnahmen aus Klaubholz fast gleich, während die Einnahmen aus Gras und Laubstreu sich von 16.289 auf 43.230 Schilling fast verdreifachten. Das “Ergebnis aus der Einhebung von Abgaben” auf Waldpflanzen und Beeren wurden von 11.446 auf 23.137 Schilling verdoppelt.


Quelle: Die Verwaltung der Bundeshauptstadt Wien vom 1. Jänner 1950 bis 31. Dezember 1951. Verwaltungsbericht. Wien 1953


Die “naschhaften Waldverderber”. Über die Waldweide

In einer älteren Ausgabe der Schweizerischen Zeitschrift für Forstwesen habe ich einen interessanten Artikel über die landwirtschaftliche Formen der Waldnutzung in der Schweiz entdeckt: “Agrarische Waldnutzungen in der Schweiz 1800–1950. Waldweide, Waldheu, Nadel- und Laubfutter“, verfasst vom Historiker Martin Stuber und vom Ökologen Matthias Bürgi. Aus dem ausführlichen Text möchte ich drei Punkte herausgreifen, die für mich besonders interessant waren:

Agrarische Nutzung neben Holzproduktion

Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit war die landwirtschaftliche Waldnutzung ein integraler Bestandteil der Waldnutzung. Die Holzproduktion hatte keinen Vorrang:

Waldweide, Waldfeldbau, Viehfutter- und Streuentnahme sowie Gewinnung von weiteren hauswirtschaftlichen oder nebengewerblichen Produkten wie Harz, Gerberlohe, Wildkräutern und Beeren standen im ‘landwirtschaftlichenb Nährwald’ gleichberechtigt neben der Holzproduktion und wurden erst im Zuge der aufkommenden Forstwissenschaft als ‘Nebennutzungen’ bezeichnet. (S. 490)

Sozialer Aspekt

Es gibt auch einen wesentlichen sozialen Aspekt: Vereinfacht gesagt, war die arme Bevölkerung der Bergregionen von der Waldweide und der Futtergewinnung abhängig. Dagegen hatten die Waldbesitzer die Holzproduktion im Auge. Die Ziegen galten als “Kuh des kleines Mannes” und waren sehr wichtig für die Ernährung ärmerer Schichten. Sie richteten im Wald aber besonderen Schaden an. Als “Die naschhaften Waldverderber” wurden sie daher von Elias Landolt in seinem “Bericht an den hohen schweizerischen Bundesrath über die Untersuchung der Schweizerischen Hochgebirgswaldungen” (1862) bezeichnet (S. 497). Karl Kasthofer fragte in seinem Buch “Der Lehrer im Walde” (1828):

Was helfen Verbote und Polizeydiener und Bannwarten, wenn sie die Bevölkerung nicht nähren, ihr nicht Milch, Fleisch, Felle und Dünger verschaffen können ohne Geissen?” (S. 496)

Neubewertung aus ökologischer Sicht

Stuber und Bürgi stellen fest, dass die agrarische Nutzungen heute eine Neubewertung erfahren, “weil sie tendenziell zu vorratsärmeren und lichteren Wäldern führen, was aus artenschützerischer Sicht durchaus positiv gesehen wird” (S. 506).

Farbphoto: Ziegen auf der Waldweide, die naschhaften Waldverderber Andreas Rockstein: Capra aegagrus hircus. Hausziege auf einer Waldweide im Schwetzinger Hardt, 18. September 2016, Flickr, CC-BY-SA

 

Exkursion: Mittelwald in den Marchauen

Das Storchenhaus in Marchegg bietet immer wieder spannende Exkursionen im Gebiet der Marchauen an, zu denen ich gerne mitfahre. Am 8. September war das Thema “Mittelwald”. Mittelwald – was ist das? Um das zu klären, müssen wir erst einmal Niederwald und Hochwald unterscheiden.

Der Niederwald ist durch Stockausschlag gekennzeichnet – Bäume wie Pappel, Hainbuche und Haselnuss werden regelmäßig abgeschnitten und treiben am Stock wieder aus. Die Umtriebszeit beträgt rund 35 Jahre. Das Holz wird vorrangig zur Brennholzgewinnung verwendet, es entsteht kein Wertholz. Im Hochwald dagegen bilden sich neue Bäume aus Samen und wachsen hoch heran, er verfügt über eine hohe Holzqualität und dient zur Wertholzgewinnung. Die Umtriebszeit liegt bei ca. 80 bis 160 Jahren. Ein Mittelwald hat beide Elemente auf einer Fläche.

Welche Vorteile hat das? Durch den aufgelichteten Baumbestand fällt Licht bis auf den Boden. Dadurch entsteht eine andere Vegetation als in einem dichten Wald. Alte besonnte Bäume, die es sonst nur mehr selten gibt, sind besonders wertvoll für spezialisierte Käfer. Eine mosaikartige Fläche statt einem scharfen Übergang zwischen Wald und Wiese ist überhaupt für viele Insektenarten ein idealer Lebensraum. Auf den offenen Flächen siedeln sich Pionierpflanzen an. Der Mittelwald ist naturschutzfachlich eine der besten Wirtschaftsweisen, sagt uns unser Begleiter, der Förster und Landschaftsplaner Manuel Denner.

Wie ein Mittelwald entsteht

In Marchegg und Umgebung gibt es zwei Methoden: In Marchegg sorgen Konikpferde dafür, dass bestimmte Flächen offenbleiben und nicht verwalden. Die großen Wiederkäuer, die das früher erledigt haben – Auerochsen, Wisente und Wildpferde -, gibt es ja nicht mehr in freier Natur. Die Beweidung ist besser als eine Mahd, da sie nicht auf einmal erfolgt.

In Baumgarten an der March, wo auch die kleine Forstverwaltung des WWF-Naturreservats Marchegg liegt, konnten wir uns die Versuchsflächen in einem normalerweise nicht öffentlich zugänglichen Gebiet anschauen. Hier wird forstlich eingegriffen – auf zwei Flächen wurde vor einem dreiviertel Jahr bzw. eineinhalb Jahren ausgelichtet. Die Bestandsbäume wurden GPS-erfasst und numeriert. Auf der Fläche, auf der der Schlag vor eineinhalb Jahren erfolgte, sind jetzt schon seltenere Vogelarten wie Goldammer und Wendehals zu sehen. Es finden sich seltene Pflanzenarten ebenso wie Gartenflüchtlinge. Da es hier einen hohen Wildschweinbestand gibt und die Hainbuchen sehr stark sind, haben es die langsam wachsenden Eichen schwer, hier aufzukommen. Einige wurden daher versuchsweise mit Reisighaufen umgeben. Das hat gut funktioniert. Außerdem werden seltene Baumarten wie die Wildbirne gefördert.

Nächste Exkursion: Welt der Pilze

Die nächste Exkursion des Storchenhauses widmet sich übrigens dem Thema “Die geheimnisvolle Welt der Pilze” und findet am Sonntag, dem 14. Oktober 2018, statt. Anmeldung bis 12.Oktober 2018 per eMail an marchegger.storchenhaus@gmail.com oder Telephon 0681/81644656.


Durchatmen in Ramplach

Nach all der Dürre und Hitze in den letzten Wochen war es faszinierend, gerade mal eine Viertelstunde entfernt von mir einen dermaßen grünen Wald zu sehen. Inklusive Feuersalamander und Eierschwammerl! Zweiteres hätte ich eigentlich besser nicht verraten 😉 Ramplach liegt im Schwarzatal und gehört zur Gemeinde Wartmannstetten. Auf dem kleinen Rundweg sieht man u.a. das Marienbründl, einen Bildbaum, das Schloss und die Kapelle.

Das regnerische Wetter hat ein Durchatmen ermöglicht und den Wald in sanften Nebel getaucht. An manchen Stellen hätten wir uns über ein Einhorn gar nicht gewundert.


 

Pfauenziegen und Wildpferde im Tennenloher Forst

Der Tennenloher Forst ist das größte Naturschutzgebiet Mittelfrankens. Im April 2018 hatte ich die Gelegenheit, den Forst bei einer Führung mit dem Landschaftspflegeverband Mittelfranken zu besuchen – und die tierischen MitarbeiterInnen zu beobachten.

Der Tennenloher Forst ist ein Teil des Sebalder Reichswaldes, der 1979 als erster Wald Bayerns zum Bannwald erklärt und unter Schutz gestellt wurde. Bannwald wird als “Wald, der auf Grund seiner Lage und seiner flächenmäßigen Ausdehnung vor allem in Verdichtungsräumen und waldarmen Bereichen unersetzlich ist und deshalb in seiner Flächensubstanz erhalten werden muss und welchem eine außergewöhnliche Bedeutung für das Klima, den Wasserhaushalt oder für die Luftreinigung zukommt” definiert (Waldgesetz für Bayern, Artikel 11).

330 Rote-Liste-Arten

Das Gebiet bei Tennenlohe, einem Stadtteil Erlangens, ist nicht nur ein Naturschutzgebiet, sondern auch ein Natura 2000-Gebiet, ein Schutzgebiet nach der Vogelschutzrichtlinie und der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und nationales Naturerbe. Warum das alles? Wegen der Sandmagerrasen. Diese nährstoffärmeren Böden sind durch langjährige Übernutzung entstanden: Waldweide, Gewinnung von Harz, hoher Holzverbrauch für Köhlereien und Glashütten, Streugewinnung, Sandsteinabbau. Sie sind naturschutzfachlich besonders wichtig: 330 Rote Liste-Arten kommen hier vor! Manche Arten haben hier sogar ihren einzigen Lebensraum in ganz Bayern.

Przewalskipferde fressen Reitgras

Diese Rasenflächen sind aber durch Verbuschung und Verwaldung gefährdet. Und da kommen die Pferde und Ziegen ins Spiel. Auf den offenen Sandflächen siedeln sich zunächst Pionierpflanzen an – der wertvolle Magerrasen entsteht. Durch den Humusaufbau wird der Boden allmählich auch für andere Pflanzen attraktiv, und dann droht an diesem Standort eine Monokultur von Land-Reitgras. Um das zu verhindern und die Sandflächen offen zu halten, werden seit 2003 Przewalski-Pferde eingesetzt. Im Gegensatz zu Schafen, die mir zum Thema “Rasenmäher” als erstes einfallen, fressen Pferde das Land-Reitgras gerne. Die vierbeinigen Landschaftspfleger haben ein Areal von 90 Hektar. Da sie genügsam und robust sind, können sie das ganze Jahr über im Freien bleiben. Die Wasserversorgung ist durch natürliche Quellen gesichert, als Unterstand dienen Baumgruppen. Im Winter wird gelegentlich eine kleine Menge Heu zugefüttert.

Pfauenziegen lieben Traubenkirsche

Die Wildpferde bekommen tierische Unterstützung. Denn: “Pferde sind nicht gut in Gehölzbekämpfung”, sagt Verena Fröhlich, Biologin und Gebietsbetreuerin des Tennenloher Forsts. Daher werden seit 2012 auch Pfauenziegen eingesetzt. Kleiner Exkurs: Die schwarz-weiß gefärbte Ziege hat mit einem Pfau gar nichts zu tun: “Die Bezeichnung ‘Pfau-‘ leitet sich von ‘pfaven’ ab und bedeutet im Rätoromanischen ‘gefleckt’. Durch einen Schreibfehler wurde aus dem ‘V’ ein ‘U'” (Verein Arche Austria). Die Pfauenziegen fressen gerne Laub, Zweige und Nadeln, erklärt das Landratsamt Erlangen-Höchstadt:

Das Fressverhalten der Ziegen wurde von Anfang an dokumentiert, um favorisierte Pflanzen zu erkennen. Neben Kiefernzweigen und –nadeln fressen sie ausnahmslos mit Vorliebe das Laub der Späten Traubenkirsche. Auch die Rinde verschiedener Laubbäume und des Besenginsters verschonen die Tiere nicht. Durch das Entrinden sterben die Pflanzen ab. Ein wichtiger Faktor ist, dass die Ziegen das Laub der Sträucher abweiden und nicht die Zweige abbeißen. Das verhindert, dass sich Wurzeltriebe und Stockausschläge ausbilden.

Ein ebenfalls wichtiger Landschaftstyp im Tennenloher Forst ist die Heide. Im Sommer sind die Heidepflanzen die einzigen, die blühen – somit sind sie für Insekten wie die Honigbienen sehr wichtig. Außerdem treten hier die seltenen Vogelarten Heidelerche und Ziegenmelker auf.

Verpflegungsdosen ausgraben

Der Tennenloher Forst wurde von 1935 bis 1993 als Truppenübungsplatz für die deutsche Wehrmacht und später für das US-amerikanische Militär genutzt. Wir kennen es vom Truppenübungsplatz Allentsteig, der auch Europaschutzgebiet ist: Auf den großen, nicht öffentlich zugänglichen und brachliegenden Flächen erhält sich eine besondere Vielfalt. Laut Landratsamt besitzen “die großen, waldfreien, ehemaligen Schießbahnen der US-Amerikaner … die höchste ökologische Wertigkeit”. Noch heute sind nicht alle Flächen zugänglich – abseits der markierten Wege unterwegs zu sein ist lebensgefährlich, da immer noch Kriegsmunition zu finden ist.

Die Wehrmacht hatte hier immer von Samstag bis Mittwoch geschossen, an den anderen Tagen durften AnwohnerInnen den Wald betreten, um Holz, Pilze etc. zu sammeln. Diese Regelung wurde unter der US Army beibehalten. Joachim Handrich, der die Führung als Zeitzeuge begleitete, erzählte von seinen Erlebnissen und Erinnerungen als Kind und Jugendlicher: Durch die Phosphor-Leuchtkugeln kam es immer wieder zu Waldbränden. Die amerikanischen Soldaten vergruben ihre Verpflegungsdosen, wenn am Ende einer Übung welche übrig waren, und die Burschen gruben sie wieder aus. Ein begehrter Fund.

Interessant, dass einmal der Wald und einmal die Abwesenheit von Wald eine große ökologische Bedeutung hat…

Zum Weiterlesen

“den bäumen kunstgemäsz seitenäste abnehmen”. Über Kopfbäume und Schnaiteln

Farbphoto Kopfweiden Schneiteln geschneitelte Baeume Kopfbäume WeidenBei einem Sonntagsspaziergang am Johannesbach in Würflach bin ich diesen geschnaitelten Weiden begegnet. Man sagt auch “Kopfbäume” dazu. Die Jungäste verschiedener Baumarten wurden regelmäßig geschnitten, dadurch entsteht diese spezielle Form. Im Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm wird Schnaiteln als “den bäumen kunstgemäsz seitenäste abnehmen” definiert. Der Vorgang wird Schneiteln, Schnaiteln, Schnoaten, Schnatten oder auch Grassen genannt.

Die Anwendungen sind vielfältig: Weidenruten dienten zum Korbflechten oder als Bohnenstangen, Eichenrinde war für die Ledergerbung notwendig, Fichten- und Eschenzweige dienten als Einstreu. Eschenlaub wurde als Viehfutter für Ziegen verwendet, aber auch die Menschen verwendeten Speiselaub.

6128 Kopfbäume im Burgenland kartiert

Das Schnaiteln war in ganz Österreich gebräuchlich. Der Burgenländische Naturschutzbund hat eine umfassende Broschüre dazu herausgegeben, die online im PDF-Format heruntergeladen werden kann: “Kopfbäume – das vergessene Kulturgut: Erfassung, Pflege, Erhaltung und Bewusstseinsbildung” (2007). Im Rahmen eines Ziel-1-Projekts kartierte das Projektteam die burgenländischen Schnaitelbäume – insgesamt 6128 Stück an 679 Standorten. Darüber informiert die Broschüre “Kopfbäume im Burgenland” (2013) genauer. Renate Roth schreibt darin:

Kopfbäume gehören im Burgenland als Denkmäler traditioneller Nutzung zum typischen Bild der Landschaft. Sie zeichnen sich durch eine überaus wichtige ökologische Bedeutung als spezielles Habitat für unzählige, zum Teil seltene Insekten, Kleinsäuger, Amphibien und Reptilien aus. In den letzten Jahrzehnten wurden Kopfbäume aufgrund der weitgehenden Nutzungsaufgabe allerdings kaum mehr geschnitten. Viele Bestände verschwanden im Zuge von Flurbereinigungen.
Mehr über das Schneiteln

Produkttest: Waldbier 2017 mit Traubenkirschblüten

2011 – im Internationalen Jahr des Waldes – braute Axel Kiesbye erstmals ein Waldbier für die Österreichischen Bundesforste. Damals wurden Maiwipferl von der Tanne verwendet. Seitdem wird jedes Jahr ein Bier mit Waldextra produziert, und zwar in der Trumer Privatbrauerei im Land Salzburg.

Gastautorin Susanne Meyer testete für uns die Ausgabe des Jahres 2017 mit Blüten der Traubenkirsche, erworben beim Schlossfest in Eckartsau. Ihr persönliches Fazit:

Waldbier schmeckt nach mehr
getigerte Katze riecht an Bierglas, daneben Bierflasche Mit feiner Nase wurde das Aroma überprüft. Bild: Susanne Meyer.
(no animals were harmed during this product test) 😉

“Heute ein für mich perfekter Tag für ein erfrischendes Bier – man kann gemütlich im Garten sitzen, wo es zwar sonnig und warm ist, aber durch den leichten Wind nicht unerträglich heiß, und dazu passt es richtig gut. Ich habe also zum ersten Mal ein Waldbier, gebraut für und vertrieben von den Österreichischen Bundesforsten, probiert. Und zwar konkret eines des Jahrgangs 2017, “Wilde Kirsche” genannt. Dem Aufkleber nach enthält es neben “gewöhnlichem” Bockbier auch Blütenbier aus Traubenkirschblüten. Mit 7,2% ist der Alkoholgehalt – klar, der Hauptanteil ist ja Bockbier – recht hoch, was mich erstaunt. Denn beim ersten Schluck dachte ich sofort: hm, angenehm leicht, gerade recht für einen Sommertag.

Vielleicht stammt das leichte Gefühl vom Blütenbieranteil? Beim dritten, vierten, fünften Schluck spüre ich den Alkoholgehalt dann aber doch. Durchaus eines von den süffigen, schwereren Bieren, die ich ohnehin lieber mag als die ganz leichten.

Den Geschmack nach “wilder Kirsche” würde ich übrigens nicht herausschmecken, wenn ich nicht wüsste, dass er da ist. Dennoch schmeckt es mir sehr gut, es ist feinherb ohne aufdringlich zu sein, würzig im gerade richtigen Ausmaß. Farbe und Krone sind ansprechend und erinnern mich an Zwicklbier. Leicht trüb und honiggelb.

Fazit: mir schmeckts! Süffig, gschmackig, rund. Hätte jetzt gerne noch ein zweites”.

Wie kommen die Blüten ins Bier?
Korb gefuellt mit weissen Blueten Frisch geerntete Blüten der Traubenkirsche. Bild: ÖBf-Archiv / W. Simlinger

Das schildert der Braumeister so: “Die Blüten mussten für die Verarbeitung einzeln von den zehn bis fünfzehn Zentimeter langen Trauben gelöst werden. In einem konzentrierten Zuckersirup wurden sie zunächst zwei Monate lang ausgelaugt, der Sirup wurde danach leicht fermentiert und schließlich dem speziell eingebrauten Basisbier zugesetzt. Bei der daraufhin einsetzenden zweiten Gärung gingen die Aromen ins Bier über” (Presseaussendung der Bundesforste).

2018: Waldbier mit getoasteten Holzchips

Zur heurigen Ausgabe des Waldbiers ist es übrigens nicht mehr lang: ab Oktober soll das Bier mit Holzbirne erhältlich sein. Diesmal kommen nicht nur Blüten, sondern auch Blätter, getoastete Holzchips und die getrockneten Früchte aus dem Forstrevier Wildalpen hinein (Presseaussendung der Bundesforste). Durch den hohen Alkoholgehalt lässt sich das Bier übrigens gut lagern.


2018: besonders schlechte Waldhonigernte

Biene Österreich, der Dachverband der österreichischen Bienenzuchtverbände, weist in einer Presseaussendung auf die besonders schlechte Waldhonigernte hin:

Außergewöhnlich ist, dass in ganz Österreich keine nennenswerte Waldhonigernte verzeichnet werden kann. Damit fehlt etwa die Hälfte der gesamten Honigernte in Österreich, da Waldhonig etwa 50% der Gesamternte ausmacht. Weil auch die letzten Jahre, mit Ausnahme des vorigen Jahres, in Summe unterdurchschnittliche Honigernten gebracht haben, sind die Honiglager weitgehend geleert.


Produkttest: Fichtenspitzen-Apfel-Aufstrich

Fichtenspitzen -Apfel-Aufstrich aus Großsölk. Farbphotographie des offenen Glases.Ich kaufe bei Ausflügen sehr gerne regionale Produkte. Chutneys und Marmeladen haben es mir besonders angetan, und so habe ich, die ich nie süß frühstücke, eine große Auswahl an fruchtigen Aufstrichen zuhause. Die löffle ich einfach bei süßem Gusto statt Schokolade zu essen 😉

Naturpark-Spezialitäten

Die österreichischen Naturparks haben für diese Produkte eine eigene Marke kreiert: die Österreichischen Naturpark-Spezialitäten. Diese steht für “kulinarische Besonderheiten” und “die Vielfalt der Lebensräume, die durch diese Form der Bewirtschaftung erhalten bleiben”. Die Hauptkriterien sind erstens, dass die Produkte im Naturpark erzeugt werden, und zweitens, dass sie zur Erhaltung der Kulturlandschaft im Naturpark beitragen. Das wird u.a. durch Streuobstbau, Wildsammlung von Kräutern, biologischem Anbau, Jagd, Teichwirtschaft mit naturnahen Haltungs- und Fütterungsmethoden, Haltung alter Nutztierrassen, Anbau von früher heimischen Spezialkulturen, Weidehaltung und Alpung erreicht.

Süßer Apfel, herbe Fichte

Bei einem Ausflug in die Sölktäler im August 2016 habe ich im Naturparkhaus ordentlich eingemarktet, unter anderem ein Apfelgelee mit Fichtenspitzen. Und diese verkoste ich heute.

Name: Brotaufstrich Fichtenspitzen-Apfel
HerstellerIn: J. Ruetz e.U. (angegebene Website ruetz.eu funktioniert gerade nicht)
gekauft: im Naturparkhaus im Schloss Großsölk
Zutaten: 60% Fichtenspitzenansatz, 40% Äpfel, Zucker, Zitronensaft, Geliermittel Pektin
Preis: 200g-Glas

Kommentar: Beim Öffnen entdeckt man gleich ein Fichtenwipferl, das sieht nett aus. Der Duft ist angenehm süßlich-harzig. Einen Touch “medizinisch” kann man aber nicht leugnen. Etwas weniger Zucker wäre gut, aber der leicht herbe Fichtengeschmack rundet die apfelige Süße gut ab. Eine gute Kombination. Ich würde das Gelee eher zu Semmel und Brot als zu Striezel empfehlen.

Außerdem sehr empfehlenswert, wenn auch ohne Waldzutat: das Marillen-Curry-Chutney!


Produkttest: Waldschokolade von Zotter

Der steirische Schokoladenmacher Zotter hat derzeit einige Sorten an “Waldschokolade” im Sortiment – sprich Schokolade, in der Waldprodukte wie Weißtannenzweige oder Kiefernadelöl verarbeitet wurden. In einer völlig subjektiven Verkostung (die leider, leider nicht von Zotter gesponsert wurde) haben wir vier davon ausprobiert. Setting: zwei schokoladeerprobte Frauen mittleren Alters mit Waldfaible, mit Zuckerbedarf nach drei Stunden des Lernens. Eine davon, nämlich Frau von Wald höchstpersönlich, wusste Bescheid, welche Sorte dran ist. Die andere verkostete blind. Es war zwar bekannt, dass die Schokolade etwas mit Wald zu tun hatte, es hätten aber schließlich auch Borkenkäfer aus dem essbaren Tiergarten sein können 😉 Hier unsere Bewertung.

Harzig im Abgang: Weiße Tannen

Verpackung einer Tafel SchokoladeName: Weiße Tannen
Beschreibung des Herstellers: “Edeltannenrausch: eine wunderbar duftende, fein schmelzende Pralinenganache, getränkt in einen hellgrünen Weißtannen-Schnaps, den wir mit Zweigen und Zuckerrohrbrand angesetzt haben, in einer Ganache aus Milch, Honig und Karamellschoko; veredelt mit Macis, den orangefarbenen Blüten der Muskatnuss –überzogen von dunkler Milchschokolade mit rassigen 60 % Kakaoanteil”.
Preis für 100 Gramm: 5,14 EUR
Waldzutaten: Weißtannenzweige, aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft

Kommentar: Die erste Assoziation war Harz oder Rinde: “Das schmeckt wie Wald riecht”. Der Waldgeschmack zeigte sich nur im Abgang und beim genaueren Hinschmecken, da aber recht angenehm. Ob wir das zuordnen hätten können, wenn wir nicht gewusst hätten, dass die Schokolade etwas mit Wald zu tun hat? Platz 2. (mehr …)

Vaccinium myrtillus

Scots Pine forest: Vaccinium myrtillus + Leucobryum glaucum (+ needles of Pinus sylvestris) (47°40' N 16°13' E), CC-BY-NC-SA
Bild: Hermann Falkner, CC-BY-NC-SA

Hermann Falkner: Scots Pine forest: Vaccinium myrtillus + Leucobryum glaucum (+ needles of Pinus sylvestris) (47°40′ N 16°13′ E), Flickr, aufgenommen in der Buckligen Welt im Bezirk Neunkirchen, Lizenz: CC-BY-NC-SA