Naturdenkmal

Naturdenkmäler im Wiener Stadtplan

Heute habe ich an der 32. Open Government Data-Plattform der Stadt Wien teilgenommen, die heute zu Gast bei der MA22 – Umweltabteilung war. Mit Open Government Data (OGD) bezeichnet man Datenbestände des öffentlichen Sektors, die im Interesse der Allgemeinheit frei zugänglich gemacht werden. Privatpersonen und Unternehmen können diese Daten weiternutzen. Bei der regelmäßig stattfindenden Plattform werden die jeweils neuen Datensätze vorgestellt, die die Stadt Wien im österreichweiten Datenkatalog data.gv.at veröffentlicht.

Dabei wurde erwähnt, dass die geo-referenzierte Darstellung der Naturdenkmäler die erste webGIS-Anwendung der Stadt Wien war. Der bekannte Stadtplan ging 1999 online und hatte als ersten Zusatzinhalt eben die Naturdenkmäler.

Naturdenkmäler können Bäume, Baumgruppen, Baumzeilen oder ganze Waldflächen sein (besonders interessant im Sinne dieses Blogs) – aber natürlich auch Wiesen, geologische Aufschlüsse, Gewässer und Objekte kulturhistorischer Bedeutung. Eine Übersicht, wieviele Einzel-, Gruppen- oder Flächennaturdenkmäler es in welchem Wiener Gemeindebezirk gibt, und eine Auflistung findet sich auf der Website der MA 22. So kann man zum Beispiel rasch sehen, dass es im Stadtpark eine Kaukasische Flügelnuss (Pterocarya fraxinifolia) und vor dem Franz-Josefs-Bahnhof zwei Pyramidenpappeln (Populus nigra “Italica”) gibt. In Wien gibt es übrigens auch Mammutbäume!

Aber wie sieht man die Naturdenkmäler direkt im Wiener Stadtplan? Man wählt den Karteireiter “Wien Umweltgut” und blendet bei “Karteninhalt” unter der Überschrift “Naturschutz – Schutzgebiete, Schutzobjekte” die Naturdenkmäler ein. Es gibt dazu eine kurze Beschreibung, das Datum der Unterschutzstellung und ggf. historische und aktuelle Aufnahmen.

Einzelbaum und Waldbestand

Ein Beispiel für einen Einzelbaum ist die Morgenländische Platane (platanus orientalis) in der Grinzinger Straße 72. Der Baum ist seit 28. März 1974 geschützt.

Wie durch das amtliche Ermittlungsverfahren festgestellt wurde, handelt es sich um einen schön entwickelten, gesunden Baum von annähernd 150 Jahren, dessen Stammumfang 2,22 m beträgt. Im Hinblick auf die im Wiener Raum äußerst seltene Holzart ist die Unterschutzstellung gerechtfertigt.

Ein Beispiel für ein ganzes Areal ist der Waldbestand am Wolfersberg im Umfeld des Hütteldorfer Friedhofs, der seit 28. Juni 1946 geschützt ist.

Das Gebiet des Wolfersberges war bis ins 20. Jahrhundert weitegehend bewaldet. Die Bebauung beschränkte sich auf wenige größere Gebäude mit zum Teil großen Gärten (z.B. das “Rekonvalescentenheim” [der Barmherzigen Brüder, Anm.], Linzer Str. 466). Im Zuge des 1. Weltkrieges wurde der Wolfersberg allerdings zum Großteil gerodet. Heute ist die Südseite des Wolfersberges durch Wohnbebauung geprägt. Diese besteht einerseits vornehmlich aus Einfamilienhäusern mit Gärten, andererseits aus größeren Wohnanlagen. Der ehemals geschlossene Wienerwald wurde bis auf wenige Reste gerodet. Restlicher Hain- und Rotbuchen-, sowie aus Sommereichen bestehender Wald des ehemals bis ins Wiental reichenden Wienerwaldes.

Übrigens: Der bekannte Baumkataster ist ebenfalls im Stadtplan abrufbar, wird allerdings von der MA 42 – Stadtgärten betreut. Historische Informationen zu einzelnen Straßen und Gegenden findet Ihr auch im WienGeschichteWiki.


Naturdenkmal Fleischesserföhre

Keine Sorge, die Fleischesserföhre heißt nur so – sonst wäre ich vom heutigen Ausflug vielleicht nicht zurückgekehrt… Dieses Naturdenkmal befindet sich im Naturpark Sierningtal-Flatzer Wand im Bezirk Neunkirchen (Niederösterreich). Die große Föhre beeindruckt nicht so sehr durch ihre Höhe, sondern durch den Stammumfang und den bemerkenswerten Kronenschirm.

Angeblich wurde sie von einem verarmten Bauern namens Fleischesser in seinem ehemaligen Wald gepflanzt (Quelle).


 

Vierbrüderbaum: Naturdenkmal in Vöstenhof

Der Vierbrüderbaum: ein beeindruckendes Naturdenkmal. Diese Schwarzföhre in Vöstenhof (Bezirk Neunkirchen) wurde laut der Informationstafel im Jahr 980 “als Sämling geboren” und erlebte “durch Wildverbiss in jungen Jahren starke Stammentwicklung mit viertriebigem Aufwuchs”. 1930 wurde der Baum unter Naturschutz gestellt. In den 1950er Jahren wurde der Baum mit Beton und Bitumen ausgegossen, um ihn zu stabilisieren.

1972 entzündete sich der Baum durch einen Blitzschlag, durch eine Sprengung wurde der innere Brandherd bekämpft, dabei wurden über der Höhe von drei Metern zwei verkohlte Stämme abgeworfen. Daher ragen nur mehr zwei Stämme hinauf. 1980 wurde der Baum von der Stadt Wiener Neustadt restauriert, 2010 von zwei Vöstenhofern. Laut Gemeinde-Website hat die zuständige Behörde die Unterschutzstellung im Jahr 2010 wieder aufgehoben, ein Grund ist nicht angegeben.

Wer den Vierbrüderbaum mit eigenen Augen sehen will: Von St. Johann bzw. Sieding (Ternitz) ist es ein schöner Spaziergang. Sonst kann man natürlich auch mit dem Auto nach Vöstenhof fahren. Der Baum ist auf Google Maps eingezeichnet.

Interessante Bilder gibt es auch auf monumentaltrees.com.