Wien

Holz im Kunsthistorischen Museum, Teil 2: Seychellennuss-Kanne

Schon im zweiten Beitrag der Reihe “Holz im Kunsthistorischen Museum” muss ich den Begriff “Holz” etwas ausdehnen – diese Kanne, ein Hauptwerk der Prager Goldschmiedekunst, ist nämlich nicht aus Holz, sondern aus der Frucht der Seychellenpalme gefertigt.

Die Seychellenpalme, auch Seychellennuss, kommt nur auf den Seychellen vor, und auch dort nur auf zwei der Inseln. Die Frucht der Seychellenpalme enthält die größten Samen des Pflanzenreichs: zwischen 10 und 25 Kilo wiegt ein einziger Samen. Die Frucht ist bis zu 50 Zentimeter lang, sie enthält meistens einen, selten bis zu drei Samen und braucht sieben Jahre bis zur Reife. Der Bestand ist stark gefährdet, es besteht ein sehr hohes Risiko des Aussterbens in der Natur in unmittelbarer Zukunft – dass der Verkauf der Nüsse an TouristInnen eine bedeutende Einnahmequelle ist, spielt dabei sicher eine Rolle.

Das wundersame Objekt aus ungewöhnlichem Material ist über vierhundert Jahre alt: Es wurde im Jahr 1602 in Prag angefertigt. Die Fassung dieser Kanne stammt vom Hofgoldschmied Anton Schweinberger, die Schnitzerei wird dem Hofschnitzer Nikolaus Pfaff zugeschrieben.

“Die Kanne ist ein Hauptwerk der Prager Goldschmiedekunst der Zeit Kaiser Rudolfs II. Schweinberger, der seit 1587 am Prager Hof angestellt war, ging über die konventionelle Aufgabe, eine seltene Naturalie zu fassen, weit hinaus. Die Nuss wurde damals als Schwemmgut bei den Malediven gefunden und galt als Frucht des Meeres. Das erklärt die Motive aus der Welt der Seewesen, die das Werk durchziehen” (Beschreibung in der Europeana). Der Fundort erklärt auch den botanischen Namen des Baumes, nämlich “Lodoicea maldivica”. Der französische Name ist auch schön: “Coco de mer”, Meereskokosnuss.

Angabe: Kunsthistorisches Museum Wien, Seychellennuss-Kanne. Inventarnummer “Kunstkammer, 6872”, Link zur Beschreibung in der KHM-Objektdatenbank, Link zur Beschreibung in der Europeana.

Bisher erschienene Beiträge

1: Betnuss


Holz im Kunsthistorischen Museum, Teil 1: Betnuss

Ich war in den letzten Wochen zweimal im Kunsthistorischen Museum in Wien – in der Kunstkammer, in der Sonderausstellung “Spitzmaus mummy in a coffin and other treasures“, in der Ägyptisch-Orientalischen Sammlung und der Antikensammlung. Dabei habe ich viele wunderbare Objekte aus Holz oder Baumfrüchten gesehen. Diese haben alle einen eigenen Eintrag verdient. Daher möchte ich heute die Reihe “Holz im Kunsthistorischen Museum” starten.

Photo einer BetnussDen Anfang macht diese unglaublich detailreiche “Betnuss” aus der Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums. Sie wurde Anfang des 16. Jahrhunderts in den Niederlanden gefertigt und zeigt den Leidensweg Christi. Das Material ist Buchsbaumholz. Der Erhaltungszustand auch der kleinsten Teile ist wirklich faszinierend. Um sich den Detailreichtum vor Augen zuführen: Der Durchmesser beträgt knapp über sechs Zentimeter.

Was ist eine Betnuss eigentlich? Eine Betnuss wird im Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte als “eine in zwei Hälften aufklappbare, kleine, meist nicht über 6 cm Durchmesser hinausgehende nuß- oder schotenförmige Kapsel aus Buchsholz, später auch aus Elfenbein, Metall und anderen Stoffen” beschrieben. Sie sei “in jeder Hinsicht ein nur dem Begüterten zugängliches Pretiosum”. Sie wird so beschrieben: “Ihre Oberfläche ist in der Frühzeit meist von Maßwerkornamenten durchbrochen oder zu zum Teil medaillonartigen Teilflächen abgeplattet. Im Innern jeder Hälfte ist eine mehr oder weniger figurenreiche, minutiöse Reliefschnitzerei eingelassen. Dargestellt sind Heiligenfiguren und Szenen aus dem Leben und der Passion Christi, zum Teil mit alttestamentarischen Gegenüberstellungen und meist mit entsprechenden Umschriften”. Der deutsche Begriff dürfte aber erst aus dem 19. Jahrhundert stammen.

Angabe: Kunsthistorisches Museum Wien, Rosenkranz-Anhänger mit Leidensweg Christi, sog. Betnuss. Inventarnummer “Kunstkammer, 4206”, Beschreibung in der KHM-Objektdatenbank.


Naturdenkmäler im Wiener Stadtplan

Heute habe ich an der 32. Open Government Data-Plattform der Stadt Wien teilgenommen, die heute zu Gast bei der MA22 – Umweltabteilung war. Mit Open Government Data (OGD) bezeichnet man Datenbestände des öffentlichen Sektors, die im Interesse der Allgemeinheit frei zugänglich gemacht werden. Privatpersonen und Unternehmen können diese Daten weiternutzen. Bei der regelmäßig stattfindenden Plattform werden die jeweils neuen Datensätze vorgestellt, die die Stadt Wien im österreichweiten Datenkatalog data.gv.at veröffentlicht.

Dabei wurde erwähnt, dass die geo-referenzierte Darstellung der Naturdenkmäler die erste webGIS-Anwendung der Stadt Wien war. Der bekannte Stadtplan ging 1999 online und hatte als ersten Zusatzinhalt eben die Naturdenkmäler.

Naturdenkmäler können Bäume, Baumgruppen, Baumzeilen oder ganze Waldflächen sein (besonders interessant im Sinne dieses Blogs) – aber natürlich auch Wiesen, geologische Aufschlüsse, Gewässer und Objekte kulturhistorischer Bedeutung. Eine Übersicht, wieviele Einzel-, Gruppen- oder Flächennaturdenkmäler es in welchem Wiener Gemeindebezirk gibt, und eine Auflistung findet sich auf der Website der MA 22. So kann man zum Beispiel rasch sehen, dass es im Stadtpark eine Kaukasische Flügelnuss (Pterocarya fraxinifolia) und vor dem Franz-Josefs-Bahnhof zwei Pyramidenpappeln (Populus nigra “Italica”) gibt. In Wien gibt es übrigens auch Mammutbäume!

Aber wie sieht man die Naturdenkmäler direkt im Wiener Stadtplan? Man wählt den Karteireiter “Wien Umweltgut” und blendet bei “Karteninhalt” unter der Überschrift “Naturschutz – Schutzgebiete, Schutzobjekte” die Naturdenkmäler ein. Es gibt dazu eine kurze Beschreibung, das Datum der Unterschutzstellung und ggf. historische und aktuelle Aufnahmen.

Einzelbaum und Waldbestand

Ein Beispiel für einen Einzelbaum ist die Morgenländische Platane (platanus orientalis) in der Grinzinger Straße 72. Der Baum ist seit 28. März 1974 geschützt.

Wie durch das amtliche Ermittlungsverfahren festgestellt wurde, handelt es sich um einen schön entwickelten, gesunden Baum von annähernd 150 Jahren, dessen Stammumfang 2,22 m beträgt. Im Hinblick auf die im Wiener Raum äußerst seltene Holzart ist die Unterschutzstellung gerechtfertigt.

Ein Beispiel für ein ganzes Areal ist der Waldbestand am Wolfersberg im Umfeld des Hütteldorfer Friedhofs, der seit 28. Juni 1946 geschützt ist.

Das Gebiet des Wolfersberges war bis ins 20. Jahrhundert weitegehend bewaldet. Die Bebauung beschränkte sich auf wenige größere Gebäude mit zum Teil großen Gärten (z.B. das “Rekonvalescentenheim” [der Barmherzigen Brüder, Anm.], Linzer Str. 466). Im Zuge des 1. Weltkrieges wurde der Wolfersberg allerdings zum Großteil gerodet. Heute ist die Südseite des Wolfersberges durch Wohnbebauung geprägt. Diese besteht einerseits vornehmlich aus Einfamilienhäusern mit Gärten, andererseits aus größeren Wohnanlagen. Der ehemals geschlossene Wienerwald wurde bis auf wenige Reste gerodet. Restlicher Hain- und Rotbuchen-, sowie aus Sommereichen bestehender Wald des ehemals bis ins Wiental reichenden Wienerwaldes.

Übrigens: Der bekannte Baumkataster ist ebenfalls im Stadtplan abrufbar, wird allerdings von der MA 42 – Stadtgärten betreut. Historische Informationen zu einzelnen Straßen und Gegenden findet Ihr auch im WienGeschichteWiki.


Traditionelles Holzhandwerk in neuen filmischen Vermittlungsformen

Presseaussendung der FH St. Pölten: “Kulturelles Erbe neu aufbereitet. Projekt der FH St. Pölten vereint traditionelles Holzhandwerk mit neuen filmischen Vermittlungsformen

Das Holzhandwerk gilt als eines der ältesten Handwerke und wurde über lange Zeit größtenteils mündlich weitergegeben. Im Projekt “Holzhandwerk Revisited” entwickelten Holz- und BewegtbildforscherInnen der FH St. Pölten und der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern und dem Österreichischen Freilichtmuseum Stübing neue Dokumentations-Formate, um ausgewählte Holzhandwerkstechniken mittels Bewegtbild für nachfolgende Generationen zu erhalten.

“Es existieren zwar historische Filmaufnahmen und Dokumentationen, diese werden allerdings oftmals den wissenschaftlichen Ansprüchen einer umfassenden Dokumentation des Handwerks nicht gerecht”, erklärt Rosa von Suess, FH-Dozentin und Leiterin des Projekts an der FH St. Pölten. “Ziel unseres Projekts ist es, traditionelles Holzhandwerk mit neuen, innovativen Vermittlungs- und Darstellungsformen zu vereinen und so dieses alte Wissen auch für nachfolgende Generationen nutzbar zu machen”, so Michael Grabner, Projektleiter vom Institut für Holztechnologie und nachwachsende Rohstoffe der Universität für Bodenkultur Wien.

Altes Handwerk, neue filmische Formate

Die ForscherInnen der FH St. Pölten und der BOKU Wien arbeiteten dabei mit Schülerinnen und Schülern der Waldorfschule Wien West zusammen. In einem partizipatorischen Ansatz wurden Handwerkstechniken definiert, die dokumentiert werden sollten, Film- und Medienarchive durchsucht und gefundenes Material analysiert. In einem Kameraworkshop erprobte das Team Aufnahmetechniken auf ihre Anwendbarkeit und entwickelte schließlich in Workshops gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern Konzepte für das Dokumentar-Format. Ein Format wurde auf Basis von 360-Grad-Video entwickelt, ein weiteres baut auf die Dramaturgie von State-of-the-art Educational Content und Tutorials auf.

Von der Herstellung eines Holznagels bis zum Behauen von Rundholz

In Testdrehs wurden die beiden entwickelten Formate auf die ersten vier Holzhandwerksprozesse angewandt: die Herstellung eines Holznagels und eines Birkenreisigbesens mittels Mehrkamera-Produktion, sowie die Herstellung von Zaunringen und das Behauen von Rundholz, die mit 360-Grad-Kamera umgesetzt wurden, um die räumliche Dimension des Handwerks einzubeziehen. Die so entstandenen “Edutorials” vereinen die instruktiven Elemente von Online-Tutorials mit den Eigenschaften von Lernvideos: strukturiert, einfach zu verstehen und zusammenfassend.

Das Projekt wird im Rahmen des Forschungsförderungsprogrammes Sparkling Science unterstützt.


 

Holzartenauswahl: verlorenes Wissen?

Beim 87. Minisymposium des Zentrums für Umweltgeschichte spricht Michael Grabner vom Institut für Holztechnologie und Nachwachsende Rohstoffe der Universität für Bodenkultur Wien über die richtige Holzartenauswahl und das Wissen darüber, das zunehmend verloren geht. Ich habe Dr. Grabner bei der Forst&Kultur-Tagung “Holz kulturell” in Obertraun gehört. Das war sehr interessant, wieviele Holzarten mit ihren spezifischen Eigenschaften zum Beispiel bei historischen Bauten und Werkzeugen verwendet wurden! Er ist auch Herausgeber des Buches WerkHolz. Eigenschaften und historische Nutzung 60 mitteleuropäischer Baum- und Straucharten, das auf einem Forschungsprojekt im Rahmen von Sparkling Science basiert. Aus der Einladung:

48 heimische Holzarten

Holz war und ist ein elementarer Naturrohstoff – selbst heute steigt der jährliche Bedarf weltweit noch immer. Die Nutzung von Holz hat aber auch eine ausgeprägte kulturhistorische Dimension mit großer zeitlicher Tiefe. So gehört Holz seit über 400.000 Jahren – seit der archäologisch belegten Verwendung von Werkzeugen und Brennholz – zu den wichtigsten Rohstoffen, die die Menschheit begleitet haben.

In der Vergangenheit wurden die unterschiedlichsten Holzarten immer ihren Eigenschaften entsprechend eingesetzt. So wird z.B. berichtet, dass in einem Bauernhaus in Böhmen 27 verschiedene Holzarten anzutreffen waren. Das Wissen um die Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten auch von heute selten genutzten Holzarten wurde in manchen Publikationen – beginnend im 17. Jhdt. – zum Teil aufgezeichnet. Ungefähr ab der Mitte des 20. Jahrhunderts werden in der Literatur nur noch die wichtigsten Nutz- und Handelshölzer beschrieben bzw. werden auch außereuropäische Handelshölzer inkludiert.

Bei Holzartenbestimmungen in österreichischen Museen konnten wir 48 heimische Holzarten nachweisen. D.h. mehr als doppelt so viele als man heute im Handel finden kann. Unter diesen 48 Holzarten finden sich viele Sträucher und Kleinbäume wie z.B. die Kornelkirsche [Dirndl]. Untersuchungen der historischen Literatur bestätigten die Bedeutung dieser heute nicht mehr genutzten Holzarten. Bei diversen Prüfungen dieser Holzarten zeigte sich, warum sie verwendet wurden – sie weisen großteils hervorragende Eigenschaften wie z.B. Festigkeit auf.

Ort und Zeit
  • Mittwoch, 20. Juni 2018, 18.15 bis 20 Uhr
  • Universität für Bodenkultur, Standort Schottenfeldgasse 29, 1070 Wien
  • Präsentation: Michael Grabner
  • Moderation: Verena Winiwarter

Treffpunkt: Hochschule – Einführung in die Pecherei

Farbphoto, Stamm einer Foehre mit Markierungen und Schlitzen von der Pecherei
Gerwin Sturm: Used pine tree (2011), CC-BY-SA

“Bäume. Menschen. Jahresringe. Altes Handwerk und Lebensgeschichten aus Österreich” sind das Thema des nächsten “Treffpunkt: Hochschule”, einer Veranstaltungsreihe der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik. Auf dem Programm: eine praktische Vorführung der Pecherei und ein Theaterstück, das Fragen nach Heimat und Ausgrenzung stellt.

Programm
  • 16.30 Uhr: Eine Einführung in die Pecherei. Im Garten der Hochschule wird eine Schwarzföhre angepecht und Informationen zum alten Handwerk gegeben. Lange Zeit stellte die Pecherei, also die Gewinnung und Verarbeitung des Baumharzes der Schwarzföhre (Schwarzkiefer, Pinus nigra), die wirtschaftliche Lebensgrundlage vieler Familien im südlichen Niederösterreich dar. Das Pech galt als Gold der Region. Es war der Grundstoff vieler Produkte wie z.B. Leim, Geigenharz, Terpentin, Schmiermittel und Volksheilmittel wie Pechsalbe. Nach dem Niedergang der Berufspecherei in den 1970er Jahren nahm der Wert der Schwarzföhre stark ab. Heute wandelt sich das Bild: Das Interesse an traditionellem Handwerk steigt wieder an, und so wurde die Pecherei 2011 in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.
  • 17:30 Uhr: Die andere Hälfte des Himmels. Theaterstück mit Livemusik: Berührend und sehr persönlich erzählt die Schauspielerin Barbara Gassner die Geschichte ihres Großvaters Siegfried Schwabl. In Geheimschrift hat dieser sein Aufwachsen im Pinzgau der 1930er Jahre als Sohn eines russischen Kriegsgefangenen aufgeschrieben. Barbara Gassner hat diese Aufzeichnungen gemeinsam mit ihrer Mutter übersetzt und daraus ein Theaterstück gemacht. Gedanken zu Verwurzelung und Ausgrenzung kommen darin ebenso vor wie die Frage: Was ist das eigentlich – Heimat? Kann man sich gleichzeitig zuhause und doch fremd fühlen? Begleitet wird sie dabei von Florian Kmet, Musiker aus Wien.
  • 18.30 Uhr: Publikumsgespräch
Ort und Zeit
  • 25. April 2018, ab 16:30 Uhr bis ca. 19.30 Uhr
  • Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Angermayergasse 1, 1130 Wien, Treffpunkt Foyer Hörsaal 1, Erdgeschoß. Öffentlich erreichbar mit U4 Ober St. Veit / 54A Angermayergasse.
Anmeldung

per eMail an seminare@agrarumweltpaedagogik.ac.at.


Von der Sargfabrik zum Wohnprojekt

Besuch im Wiener Gemeindebezirk Penzing: Aus der Holz- und Metallsargfabrik Julius Maschner & Söhne, der größten Sargfabrik der Monarchie, entstand 1996 nach zehnjähriger Planungsarbeit ein innovatives Wohnprojekt. Thomas Harbich stellt das Vorhaben in seiner Reihe WienFakten vor.

Die Firma Maschner, die Nachfolgerin der 1860 gegründeten “K. u. K. Hof-Metallwarenfabrik A. M. Beschorner“, stellte unter anderem die Särge für Mary Vetsera und Karl Lueger her.

Zum Weiterlesen
  • Lackner, Franz: Die Geschichte der Sargfabrik Julius Maschner & Söhne. Unternehmensgeschichte als Spiegel gesellschaftlicher Wandlungsprozesse seit dem 19. Jahrhundert. Ein wirtschaftshistorischer Beitrag zur Sepukralkulturforschung. Wien, Univ., Dipl.-Arb., 2000

Naturhistorisches Museum: Baobab. Der Zauberbaum

Farbphotographie. Pascal Maître: Baobab. Pressebild zur Ausstellung im Naturhistorischen Museum WienBaobab, der Affenbrotbaum, steht im Zentrum einer Sonderausstellung im Naturhistorischen Museum Wien, die von 7. März bis 3. Juni 2018 zu sehen ist. Der französische Photograph Pascal Maître, dessen faszinierende Bilder hier gezeigt werden, unternahm 27 Reisen nach Madagaskar in die Welt der Baobabs. Um diese Bäume ranken sich viele Geschichten und Mythen.

Blühen in der Nacht

Um die Blüten des Baumes zu erleben, die sich nur nachts öffnen, verbrachte der Künstler eine Nacht in der Krone eines über 25 Meter hohen Baumes: “In jener Nacht schlief ich hoch oben in diesem Baum, zwischen Himmel und Erde”, erzählte der Photograph. “Als ich aufwachte, fand ich mich unter Tausenden von Sternen und sich öffnenden Blüten wieder. Ein unvergessliches Erlebnis”.

Das Zentrum der Sonderausstellung bildet eine begehbare Baobab-Konstruktion mit einem Durchmesser von ca. vier Metern. Hier können Besucherinnen und Besucher die gewaltigen Dimensionen des bis zu dreißig Meter hohen Affenbrotbaums erfassen.

Bildband mit 50 Photos

Zur Ausstellung erscheint ein Bildband in der Edition Lammerhuber: “Baobab. Der Zauberbaum” zeigt auf 112 Seiten fünfzig der eindrucksvollsten Baobab-Fotos von Pascal Maitre.

Photo: Pascal Maître / via Naturhistorisches Museum.


Traditionsreich: Birkenrinde als Beschreibstoff

Birkenrinde wurde bereits im Mittelalter als Beschreibstoff verwendet. Harald Haarmann schreibt in seiner “Geschichte der Schrift” über einen bedeutenden russischen Fund:

Berühmt ist das Birkenrindenschrifttum aus dem mittelalterlichen Nowgorod, wo sich die Handelswege von Skandinavien bis Byzanz und von Moskau bis in die Hansestädte an Nord- und Ostsee kreuzten. Der bevorzugte Gebrauch von Birkenrinde als Beschreibstoff weist nicht nur darauf hin, daß man in Nowgorod ein billiges Material dem teuren Pergament vorzog, sondern auch darauf, daß die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben nicht auf einen kleinen Kreis speziell ausgebildeter Schreiber beschränkt war.

Briefe von Soldaten an der Front auf Birkenrinde. In der Wienbibliothek im Rathaus sind neuere Beispiele für diesen Beschreibstoff erhalten, ebenfalls aus dem russischen Raum. Der Wiener Bürgermeister Richard Weiskirchner beauftragte im Jahr 1914 die städtische Bibliothek und das städtische Museum, eine Weltkriegssammlung anzulegen, in der die “große Zeit” dokumentiert werden sollte. Diese umfangreiche und einzigartige Sammlung umfasst verschiedenste Materialien vom Plakat bis zum “Kriegsbrot” – allein die 116.000 Zeitungsausschnitte füllen heute mehr als sechshundert Bände. Weiskirchner betätigte sich auch selbst als Sammler und steuerte etliche Objekte bei, zum Beispiel an ihn gerichtete Briefe, Karten und Telegramme. Im Bild ein Beispiel für Briefe auf Birkenrinde, in denen sich Soldaten von der russischen Front bei “ihrem Bürgermeister” für “Liebesgaben” (etwa Tabak) bedankten.

Auch die Rinde anderer Bäume wird als Schreibmaterial verwendet: Ursprünglich aus Polynesien und Indonesien stammt “Tapa”, ein Material, für das Rindenbast von Brotfrucht-, Maulbeer- oder Feigenbäumen zu einem Faservlies geklopft wurde – ähnlich der Herstellung von Papyrus. Die Technik verbreitete sich auch nach Mittel- und Südamerika, wo das Produkt noch heute u.a. aus der Rinde des Jonote-Baumes hergestellt wird und Amate oder Amatl genannt wird. Rinde kann man also nicht nur direkt beschreiben, sondern auch zu einem papierähnlichen Stoff verarbeiten.

Mehr über die Nutzung von Birkenrinde
Mehr über Tapa und Amatl

Steirische Christbäume für die Hofburg

Farbphoto, Menschen beim Schmücken der Christbäume
Bundespräsident Alexander Van der Bellen und seine Frau Doris Schmidauer beim Schmücken der Christbäume. Bild: Peter Lechner/HBF

Die Christbäume für die Hofburg stammen heuer aus der Steiermark, aus einem Revier der Bundesforste. Hier die Presseaussendung zur feierlichen Übergabe:

“Zwei stattliche Weißtannen aus der Hochsteiermark, einer der waldreichsten Regionen Österreichs, schmücken dieses Jahr die Räumlichkeiten des Bundespräsidenten in der Weihnachtszeit. Die beiden Prachtbäume mit der imposanten Höhe von jeweils 4,50 bzw. 5 Metern kommen aus dem Bundesforste-Revier Mürzsteg. Die Baum-Übergabe an Alexander Van der Bellen und Doris Schmidauer erfolgte am 6. Dezember … in der Präsidentschaftskanzlei durch die Vorstände der Österreichischen Bundesforste (ÖBf), Rudolf Freidhager und Georg Schöppl, sowie dem Bürgermeister von Neuberg, Peter Tautscher, der ebenfalls samt Gemeinderatsmitglieder nach Wien gereist kam.

Gemeinsames Baumschmücken

Für den Bundespräsidenten waren der Höhepunkt der feierlichen Aktion die glänzenden Augen der Kinder der Volksschule Neuberg [Anm. Korrektur: gemeint ist die Neue Mittelschule]. Sie sangen Weihnachtslieder und durften den Baum nach Herzenslust schmücken. ‘Die Freude der Kinder ist so ansteckend! Ich glaube, man kann gar nicht anders, als sich selbst einfach mitzufreuen und das vorweihnachtliche Zusammensein zu genießen’, so das Staatsoberhaupt. (mehr …)

Wiener Straßennamen mit Wald-/Baumbezug

Jedes Jahr sind zahlreiche Straßen neu zu benennen. Die Wahl fällt dabei oft auf Pflanzen – auf Blumen ebenso wie auf Sträucher und Bäume. Im WienGeschichteWiki, das von der Wienbibliothek und dem Wiener Stadt- und Landesarchiv betreut wird, sind unter anderem folgende Straßennamen mit Wald- und Baumbezug zu finden:

  • Akaziengasse – “nach dem gleichnamigen Baum”
  • Alleegasse
  • Am Auwald – “benannt (10. Mai 2016 Gemeinderatsausschuss für Kultur, Wissenschaft und Sport) nach dem Flurnamen”
  • Baumgasse – “benannt (1899) nach den in dieser Gegend gepflanzten Obstbäumen, jedoch als Straßenzug seit dem 17. Jahrhundert nachweisbar”
  • Baumschulweg – “nichtamtliche Bezeichnung”
  • Birkenstraße
  • Bonsaigasse – “benannt (1. März 2005 Gemeinderatsausschuss für Kultur und Wissenschaft) nach einen Baum, der durch unterschiedliche gärtnerische Maßnahmen einen kleinen Wuchs beibehält”
  • Buchengasse – “benannt (17. Mai 1872 Gemeinderat) nach den Buchenwäldern, die den Laaer Berg bedeckten; anderen Aussagen (Autengruber) zufolge soll diese Baumart (Fagus Sylvatica) auf dem Laaer Berg nicht heimisch sein”
  • Eibengasse – “benannt (17. Juni 1953 Gemeinderatsausschuss für Kultur) nach dem gleichnamigen Nadelholzbaum (Taxus baccata)”
  • Eichenstraße – “benannt (5. Juli 1894) nach zwei Eichen, die bei der Einmündung der Wilhelmstraße standen”
  • Erlenweg – “benannt (2. November 1966 Gemeinderatsausschuss für Kultur) nach dem gleichnamigen Baum Erle (Alnus)”
  • Eschenallee – “benannt (10. April 1929 Gemeinderatsausschuss für Kultur) nach einer in der städtischen Wohnhausanlage George-Washington-Hof angepflanzten Esche (Fraxinus)”
  • Föhrengasse – “benannt (2. Juni 1965 Gemeinderatsausschuss für Kultur) nach dem gleichnamigen Nadelbaum”
  • Forsthausplatz – “benannt (1920, vorher nichtamtlich) nach dem Brigittenauer Forsthaus”
  • Forstmeisterallee – “trug ihren Namen nach dem an ihr gelegenen Forsthaus im Prater”
  • Fuchsenzeile – “benannt (11. Jänner 2001 Gemeinderatsausschuss für Kultur) nach dem gleichnamigen Wildtier”
  • Hirschengasse – “benannt (1827) nach dem Gasthausschild ‘Zum Hirschen'”
  • Holzlagerplatz – “Die Roßau besaß vom Neutor bis zur Spittelau einen ausgedehnten Holzmarkt, die Zulieferung erfolgte vor allem mittels Flößen oder Schiffen auf dem Wasserweg (neben der Donau auch Wien und Wiener Neustädter Kanal) und hier wieder (noch im 19. Jahrhundert) vorwiegend mit dem Ziel Roßau [1865 waren von 1.504 in Wien ankommenden Flößen 1.002 für die Roßau bestimmt]; Holz war noch im 19. Jahrhundert die wichtigste Energiequelle der Haushalte. Die Entladung der Schiffe besorgten die Holzscheiber (auch Strabler genannt; strabeln = eilen), die von Holzsetzern beaufsichtigt wurden”.
  • Jagdgasse – “benannt (Vorschlag des Bezirksamts Margareten von 15. September 1862) im Zusammenhang mit den noch um 1860 hier abgehaltenen Hasenjagden”
  • Jagdschlossgasse – “benannt (10. Juli 1894) nach dem kaiserlichen Jagdschloss in Lainz (um 1830)”
  • Jägerhausgasse – “benannt (5. Juli 1894 Stadtrat) nach dem ehemaligen kaiserlichen Jagdschloss in der Nähe des Hetzendorfer Schlosses”
  • Kiefernplatz – “benannt (16. Februar 1955 Gemeinderatsausschuss für Kultur) nach dem gleichnamigen Nadelholzbaum (Kiefer)”
  • Krummbaumgasse – “benannt 1862 nach dem Hausschild ‘Zum krummen Baum’; wohl unter Bezugnahme auf einen tatsächlich hier gestandenen Baum”
  • Maulbeergasse – “benannt (13. Jänner 1954 Gemeinderatsausschuss für Kultur) nach dem aus Persien stammenden gleichnamigen Baum (Morus) mit schwarzen, essbaren Früchten, dessen Blätter Hauptnahrungsmittel der Seidenraupen sind”
  • Nußwaldgasse – “benannt (18. Juli 1894 Stadtrat) zur Erinnerung an den reichen Bestand an Nussbäumen in dieser Gegend (Flurname)”
  • Oleandergasse – “benannt (19. Mai 1954 Gemeinderatsausschuss für Kultur) nach dem im Mittelmeergebiet und in Asien beheimateten gleichnamigen Strauch und Baum (Nerium oleander)”
  • Pappelweg – “benannt (16. Jänner 1978 Gemeinderatsausschuss für Kultur) nach dem gleichnamigen Laubbaum (Populus)”
  • Rehlackenweg – “benannt (4. Februar 1959 Gemeinderatsausschuss für Kultur)) nach dem einstigen Sammelplatz von Rehen bei einer kleinen Lacke”
  • Robinienplatz – “benannt (16. Februar 1955 Gemeinderatsausschuss für Kultur) nach dem gleichnamigen Baum (‘falsche Akazie’)”
  • Tannengasse – “benannt (um 1864/1869) nach einem historischen Baumbestand in dieser Gegend”
  • Thujagasse – “benannt (13. Jänner 1954 Gemeinderatsausschuss für Kultur) nach dem gleichnamigen Nadelholzbaum (Zierbaum mit schuppenförmige Blättern, auch Lebensbaum genannt)”
  • Zirbenweg – “benannt (5. Juni 2007 Gemeinderatsausschuss für Kultur und Wissenschaft) nach dem Baum (Pinus cembra)”

Dazu kommen zahlreiche Straßennamen mit Sträuchern – u.a. Buchsgasse, Fliedergasse, Ligusterweg, Mispelweg, Myrthengasse, Rosmaringasse, Schneeballenweg, Tamariskengasse, Weidenweg und Weißdornweg. Übrigens: Nicht alle dieser Straßen heißen heute noch so.

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Sägewerk Hirschwang geschlossen

Das Sägewerk wurde 1941 von der Stadt Wien übernommen. In den 1960er und 1970er Jahren wurde es erneut adaptiert und modernisiert, so konnten die Holzmengen nach den großen Windwürfen im Rax-Schneeberggebiet bewältigt werden. Der Großteil des Holzanfalles der Quellenschutzwälder wurde hier verarbeitet. Produziert wurde für den eigenen Betrieb, für die Stadt Wien und den freien Markt.

Da das Sägewerk laut einer betriebswirtschaftlichen Analyse 2016 “als forstlicher Nebenbetrieb nicht mehr vertretbar weitergeführt werden kann”, wurde es mit 1. Jänner 2017 geschlossen.

Zum Weiterlesen: Nina Flori: “Wiens Sägewerk schließt“. In: Wiener Zeitung, 27. Dezember 2016