Holz, Rinde, Laub

Überbegriff: Gewinnung, Transport, Verwendung von Holz, Rinde, Laub

“Zerbrochene & zersplitterte Stämme”

Bild: Monika Bargmann, CC-BY-SA
Bild: Monika Bargmann, CC-BY-SA

Am Hauptplatz in Wiener Neustadt erinnert eine Gedenktafel an einen großen Sturmschaden im Jahr 1946: “Bei der Sturmkatastrophe im Februar 1946 wurden im Föhrenwald mehr als 100.000 Kubikmeter herrlichen Baumbestandes vernichtet. Diese Platte stammt von einem 300 Jahre alten vom Sturm gefällten Waldriesen”.

Den Hinweis darauf habe ich aus dem Artikel “Die Sturmkatastrophe” , der in der NÖN Wiener Neustadt aus Woche 16/2014 erschienen ist und der sich auf das Buch “Denkmäler in Wiener Neustadt” von Gerhard Geissl bezieht. Im Zeitungsartikel heißt es:

Durch den flachgründigen, aufgeweichten und von Bombentrichtern durchsetzten Schotterboden hatte der Sturm leichtes Spiel, die Föhren fielen um wie Dominosteine.

Über die Datenbank des OÖ Landesmuseums bin ich auf den Artikel “Der Föhrendamm gegen drohende Versteppung” gestoßen, der in der Zeitschrift “Natur und Land”, Ausgabe  2+3 (1967), S. 49-50 erschienen ist. Dort schreibt der (nicht  namentlich genannte) Verfasser:

In wenigen Stunden rissen die pfeifenden Fallböen 250.000 Stämme aus dem Boden. Das waren ungefähr 100.000 Festmeter gesunden Holzes, das das Wüten des Sturmes dem Verderben überant­wortete. Wo sonst die Spaziergänger aus der nahen Wiener Neustadt lustwandelten, ragten nun zerbrochene und zersplitterte Stämme in die Luft, krümmten sich hilflose Wurzeln, und Äste und Zweige bildeten mit dem Unterholz ein undurchdringliches Gewirr.

Für mich ist das insofern auch persönlich von Interesse, als dieser Windwurf den Anlass für die Firmengründung meines Großvaters und seines Kompagnons war und aus dem im Föhrenwald gewonnenen Holz die ersten Häuser in Föhrenau gebaut wurden. Auf der Website der Gemeinde Lanzenkirchen steht dazu:

Seine Entstehung [Anm.: die Entstehung des Ortsteiles Föhrenau] fällt in die Jahre 1945/46. die Häuser wurden in zwei Bauweisen errichtet, und zwar als Fachwerkbau und in Riegelbauweise. Im Jahre 1946 hatte ein Wirbelsturm einen Großteil des Föhrenwaldes entwurzelt. Die ersten 30 Häuser wurden daher großteils aus Föhrenstämmen errichtet.


Peruanischer Holzerker in Lichtenegg

Holzerker Tschudihof Lichtenegg
Bild: Monika Bargmann, CC-BY-SA

Dieser Holzerker befindet sich auf dem sogenannten “Tschudihof” in Amlos (Gemeinde Lichtenegg). Der Schweizer Naturforscher und Volkskundler Johann Jakob von Tschudi, der in Lichtenegg wohnte, hatte ihn von einer seiner Reisen nach Südamerika mitgebracht und an seinem Wohnhaus anbringen lassen. Der Tschudihof hieß bis 1952 Jakobshof und wurde offensichtlich nach seinem berühmten Bewohner benannt, obwohl Jakobshof ja auch zu ihm gepasst hätte 😉 Die Initiative “Vintage Lichtenegg” hat vom damaligen Festakt Bilder auf Facebook gestellt.

Außerdem bemerkenswert: “Im Umfeld des Hofes sind einige monumentale exotische Baumarten aus der Zeit Tschudis erhalten geblieben”, heißt es auf der Website der Gemeinde Lichtenegg. Da muss ich beim nächsten Besuch genauer schauen.

Aufgenommen habe ich das Bild schon im Jahr 2006 im Zuge meiner Recherchen zu Hofnamen – daran erinnert wurde ich durch die Erwähnung des Erkers in der Broschüre “Die Bucklige Welt” (Denkmalpflege in Niederösterreich, Band 25), genau gesagt im Artikel “Zur kunstgeschichtlichen Bedeutung” von Werner Kitlitschka, dem früheren Landeskonservator für Niederösterreich beim Bundesdenkmalamt.

Hafer für Holzabfuhrpferde

Heute habe ich mir im Gemeindezentrum Bad Erlach die Ausstellung “Ein Dorf erinnert sich. 70 Jahre Ende des 2. Weltkriegs” angeschaut. Dabei waren auch einige Exponate, die mit Forstwirtschaft zu tun haben, so wie dieses aus dem Archiv der Gemeinde Bad Erlach (zum Vergrößern klicken):
erlach-hafer-holzabfuhr
Es handelt sich um ein Schreiben des Forstamtes Wiener Neustadt-Süd der Reichsforstverwaltung an die Gemeinden und Forstbetriebe, eingegangen am Gemeindeamt in Erlach am 23. November 1942:

Ich teile Ihnen mit, dass für Zwecke der Zusatzzuteilung 2 kg Hafer je Tag und Tier für Holzabfuhrpferde und Ochsen bezogen werden können; diese Zusatzzuteilung wäre von den Holzfuhrwerkern beim Holzabfuhrring Wr. Neustadt anzusprechen. Ich bitte die Holzfuhrwerker Ihres Bereiches hievon verständigen zu wollen.

Zum Thema “Reichsforstverwaltung” gibt es eine Studie, die von den Österreichischen Bundesforsten beauftragt wurde: “Die ‘Reichsforste’ in Österreich 1938 – 1945. Arisierung, Restitution, Zwangsarbeit und Entnazifizierung” von Oliver Rathkolb, Maria Wirth und Michael Wladika, erschienen 2010 bei Böhlau. Siehe auch die Artikel in der Wiener Zeitung bzw. im Standard über die Studie.

Holzstoff aus Pitten

In Pitten wird seit 1828 Papier produziert – anfangs waren Hadern der Grundstoff für die Papiererzeugung, 1853 stellte Wilhelm Hamburger den ersten Holzstoff Österreichs her. Holzschleifereien, in denen Zellstoff für die Papiererzeugung hergestellt wurde, gab es über die gesamte Region verstreut – unter anderem in Erlach, Schwarzau, Gleißenfeld, Grimmenstein, Feistritz und Trattenbach. Die am längsten bestehende Holzschleiferei der Region, die “Martinsschleife“, befand sich in Mariensee. Seit 1971 ist in diesem Gebäude ein Wasserkraftwerk untergebracht.

Auf der Website der immer noch in Pitten ansässigen Firma Hamburger gibt es erfreulicherweise auch Informationen zur Geschichte des Betriebes: historische Bilder, die Festbroschüre zum 150-Jahr-Jubiläum (PDF) und den Aufsatz “Die lange Geschichte der W. Hamburger” von Bettina Neidhart (PDF). Darin gibt es auch amüsante Details zu lesen. Ein Beispiel: Der erste LKW (Saurer) und der erste PKW (Fiat) in Pitten wurden von Hamburger angeschafft. Interessant für den Abschnitt “Arbeitsbedingungen” in meiner Ausstellung sind auch die Arbeiterwohnhäuser, die vom Unternehmen errichtet wurden.


Lebensspuren in Wald und Forst

Zu meiner Freude habe ich vor kurzem erfahren, dass ich die Rahmen des Bucklige-Welt-weiten Projekts “Erlebbare Zeitgeschichte im Land der tausend Hügel” gesammelten Lebenserinnerungen und Photos für meine Ausstellung verwenden darf.

Cover des Buches Lebensspuren II Was steckt hinter diesem Projekt? “Das Zeitzeugenprojekt ‘Erlebbare Zeitgeschichte im Land der tausend Hügel’ blickt inzwischen auf zehn Jahre intensiver Aktivitäten zurück. Durch das Engagement zahlreicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, unter Mitwirkung der Gemeinden, Schulen und zahlreicher Institutionen der Region sowie von zwei Universitäten ist ein regelrechter Schatz an Quellen zusammengetragen worden: Annähernd 350 ältere Menschen aus der Region wurden interviewt, zahlreiche lebensgeschichtliche Erinnerungstexte wurden geschrieben und knapp 3000 Fotos gesammelt. Mit dieser einzigartigen Sammlung wird die Alltagsgeschichte der Region im 20. Jahrhundert ausführlich dokumentiert” (Quelle: Folder zum Projekt). Die gesammelten Texte und Bilder werden in der “Dokumentation lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen” am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien verwahrt, wo ich sehr freundlich und entgegenkommend betreut wurde.
Mittlerweile sind im Kirchschlager Verlag Mayrhofer drei Regionsbücher unter dem Reihentitel “Lebensspuren” erschienen, in denen die Geschichte der Buckligen Welt und ihrer BewohnerInnen unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet wird und in denen ein großer Teil der erwähnten Bilder abgedruckt ist. Herausgeber sind Johann Hagenhofer und Gert Dressel. Für mich erweist sich besonders der Band II, “Arbeit und Freizeit im Land der tausend Hügel“, interessant.

“Wir sind dann im Winter Holzschlagen gegangen. Da haben wir Faserholz und das Zeug verladen und zum Bahnhof geführt. Da ist es umgegangen, da sind die Holzhändler dort’n gestanden, wie wir das Holz eingeladen haben, am Waggon ist der mit der Brieftasche da gewesen und hat uns das Geld gegeben. Und man ist mit’m Geld heimgefahren. Das war ganz selbstverständlich. Nur haben wir damals auch nicht gewusst, dass das eh schön ist. Heute, wenn man Holz hat, muss man froh sein, wenn es einer nimmt, um den Preis braucht man gar nicht fragen, und wann man das Geld kriegt, auch nicht”.

Quelle des Zitats: Zeitzeugenprojekt “Erlebbare Zeitgeschichte im Land der 1000 Hügel”, Interview von Tina Gneist und Ria Mössner [Hauptschule Wiesmath] mit dem Landwirt Franz Mössner, am 15. Februar 2006

Im Oktober 2014 habe ich an der Buchpräsentation des dritten Bandes, “Krieg und Verfolgung”, in der Landwirtschaftlichen Fachschule Warth teilgenommen. Ich hatte mir ehrlich gesagt einen Abend à la “Politiker sprechen endlos, dann kommt ein bisschen was zum Buch, dann ist der Buchkauf eröffnet” vorgestellt. Hier war das ganz anders, und so sind die fast drei Stunden (!) wie im Flug gegangen. Dass an dem Projekt so viele Schülerinnen und Schüler aus der Region mitgemacht haben, finde ich von vornherein schon eine großartige Idee – so bringt man die Generationen zusammen! Bei der Buchpräsentation führten einige dieser jungen Leute auf der Bühne Gespräche mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen bzw. lasen lebensgeschichtliche Texte vor. Dabei hat mir gefallen, dass nicht eine neue “Heldengeschichte” geschrieben wurde, sondern Verfolgung und Vertreibung, z.B. der jüdischen Bevölkerung, deutlich gemacht wurden. Sogenannte “Russenkinder“, also Kinder von sowjetischen Besatzungssoldaten, berichteten über die oft jahrzehnte lang dauernde Suche nach ihren Vätern bzw. deren Familien – sehr bewegend. Die Musikstücke bezogen sich auf die jeweils behandelten Bevölkerungsgruppen, z.B. die Roma.

Der Preis von 29,90 Euro pro Band ist angesichts der hochwertigen und ansprechenden Machart und der vielen Abbildungen wirklich nicht hoch und konnte wahrscheinlich dank der Sponsorinnen und Sponsoren erreicht werden.


Holzriese in Flatz

Heute beim Wandern am Fürststeig in Flatz (Naturpark Sierningtal-Flatzer Wand; Gemeinde Ternitz) entdeckt:

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Bilder: Monika Bargmann, CC-BY-SA

“Alte Holzries” steht am unteren Ende angeschrieben. Die Rinne lässt sich noch gut erkennen.

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“Das Herablassen von Holz und Stöcken auf der Riese ist strengstens verboten” – so steht es auf dem Schild am oberen Ende. Solche kleinen Schilder sind eine perfekte Gelegenheit, bei geführten Wanderungen anhand des Geländes auf die Holznutzung und den Holztransport einzugehen. Vielleicht gibt es so eine Gelegenheit auch in der Buckligen Welt entlang eines Wanderweges…

Siehe dazu auch den Wikipedia-Eintrag “Riese (Holz)“.

“Herrliche, harzathmende Waldstände”

“Bucklige Welt!” So nennt man das halbvergessene Ländchen mit seinem eigenartigen Gepräge dort im südöstlichen Winkel Niederösterreichs. Es ist ein interessanter Landstrich, in den uns die Wien-Aspangbahn bringt, für den Naturfreund sowohl, welchen die lauschigen Berggründe mit den herrlichen, harzathmenden Waldständen – denen letzteren der Zahn der Zeit in Gestalt der Holzschleifereien arg zusetzt – ferner die viehreichen Triften und reizenden Fernsichten die Mühen des Wanderns reichlich entlohnen, als auch für den Freund der Geschichte, welcher hier an den vielen, aus einer bewegten Zeit stammenden Schlössern und Burgtrümmern Gelegenheit findet, seine Gedanken hinzuleiten in die ereignisreiche Vergangenheit dieses Erdenwinkels“.

Aus: Heinrich Mose: Aus der Waldmark. Sagen und Geschichten aus dem Rax-, Semmering-,
Schneeberg- und Wechsel-Gebiete. 2., verb. und veränd. Aufl. Pottschach: Eigenverl.
1894, S. 24

Rindengewinnung für die Gerberei

In dem bereits erwähnten Photoalbum vom Kuhschneeberg wird auch ein Aspekt der Holzwirtschaft gezeigt, an den man heutzutage wohl nur mehr sehr selten denkt: die Gewinnung von Rinde für die Gerberei.

“Als Gerberlohe bezeichnet man die vom Baum getrennte, zerschnittene und fein gemahlene Rinde – meistens Eichenrinde, seltener auch Fichten– oder Tannenrinde – in der sich der Gerbstoff Tannin befindet. Dabei werden für einen Zentner Leder vier bis fünf Zentner Lohe benötigt, für kräftiges Sohlenleder (auch Pfundleder genannt) sogar acht Zentner. Insofern war für das Handwerk der Lohgerberei auch ein reicher Holzbestand vonnöten”,

so heißt es in der Wikipedia beim Eintrag “Lohgerber”. Lohgerber gerbten mit Rinde, Holz und anderen pflanzlichen Stoffen, Weißgerber im Gegensatz dazu mit Mineralsalzen und Sämischgerber mit tierischen Fetten – wieder was gelernt.

Photos der Gerbrinden-Gewinnung, Holzschlag Stadelboden
Diese Bilder von der Gerbrinden-Gewinnung am Kuhschneeberg / Stadelboden (Rundriss, Langriss, Abheben, Trocknen) sind in ähnlicher Form in unserem familieneigenen Album enthalten, diese Photographie stammt aber aus dem Album, das ich freundlicherweise am Dienstag in der Forstverwaltung Nasswald einsehen konnte und das umfangreicher ist und größere Abbildungen hat als unseres.

Zum Weiterlesen

Pfeiferl aus Holz

“Im Frühling, wenn die Weidenbäume austreiben, suchen die Buben schöne astlose Stücke abzuschneiden, die sie dann klopfen, die dünne Hautrinde abziehen und Pfeiferl daraus machen”.

Aus: Maria Gremel: Mit neun Jahren im Dienst. Mein Leben im Stübl und auf dem Bauernhof. Wien: Buchgemeinschaft Donauland Kremayr & Scheriau 2001 (Damit es nicht verlorengeht, 1), S. 126

Sägewerke der Eonit GmbH in Erlach

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Diese Bilder stammen aus der unmittelbaren Nachkriegszeit und befinden sich in einem Photoalbum, das vor allem die Errichtung der Waldbahn und der Standseilbahn am Kuhschneeberg (Stadelboden) dokumentiert: “Die Unmöglichkeit, die Hochfläche des Kuhschneebergs mit einer Straße zu erschließen, ließ in dem damaligen Stadtforstdirektor Dipl.-Ing. Kolowrat den Plan reifen, die Holzbringung mit einer Waldbahn zu bewerkstelligen. So wurde der [Erlacher, Anm.] Firma EONIT Ges.m.b.H., die auch der Käufer des Holzes war, der Bau von zwei Waldbahnstrecken übertragen” (Waldbahnen in Österreich, S. 25).

Das Album stammt aus Privatbesitz der Familie Bargmann, ist aber auch – um einiges umfangreicher – in der Forstverwaltung Nasswald (Magistrat der Stadt Wien – MA 49) verfügbar.

Literatur

  • Österreichischer Sägewerksatlas. 2. Aufl. Neu bearbeitet, erweitert und herausgegeben von Maximilian Müller und Alois Schenk. Wien: Internationaler Holzmarkt [ca. 1960]
  • Manfred Hohn: Waldbahnen in Österreich. Wien: Josef Otto Slezak 1980, S. 24 bis 27