Biomass: ESA-Satellit vermisst Biomasse der Wälder

Am 29. April startete der europäische Satellit Biomass, der helfen soll, die Biomasse der Wälder und die enthaltene Kohlenstoffmenge genau abzuschätzen. Heute war die Antenne mit zwölf Metern Durchmesser vollständig geöffnet.

„Der Satellit Biomass wird in einer Höhe von 666 Kilometern über der Erdoberfläche kreisen und mit seiner riesigen Antenne, mit einem Durchmesser von 12 Metern, Daten sammeln, mit denen detaillierte Karten der Waldstruktur erstellt werden können, z. B. wie hoch die Bäume sind und wie dicht der Wald ist. Daraus können die WissenschaftlerInnen die Biomasse des Waldes und die darin gespeicherte Kohlenstoffmenge abschätzen.

Biomass ist mit einem speziellen Radarsystem ausgestattet, das ihm eine Superkraft verleiht: die Fähigkeit, durch die blättrige oberste Schicht des Waldes zu sehen! Mit diesem Radar kann er die darunter liegenden Teile wie Holzstämme, Äste und Stängel betrachten.“ (Quelle)

Für Forschung und Politik sind fehlende Daten über die in Wäldern gebundene Kohlenstoffmenge und deren Veränderungen eine besondere Herausforderung. Mit der auf mindestens fünf Jahre angelegten Mission soll die innere Struktur der Wälder in 3D sichtbar gemacht werden und die Baumstämme, Äste und Zweige vermessen werden. Die Biomasse dient als Annäherungsmaß für die Kohlenstoffmenge.

Leider wird Biomass keine Ansichten des österreichischen Waldes liefern können – in Europa und Nordamerika kann er nämlich nicht messen, weil das Radar in einem Frequenzbereich des US-Militärs arbeitet. In solchen Konfliktfällen entscheidet die International Telecommunication Union, eine UN-Sonderorganisation, über den Vorrang (Quelle). Das wurde aber in Kauf genommen, weil große Änderungen der Biomasse vor allem im Regenwald und nicht in Europa oder Nordamerika auftreten: „The most critical forest regions, such as the tropical forest belt, the boreal forest of Siberia and the temperate forests of China, would still be covered“ (Quelle). Einige aktuelle Medienberichte stellen das so dar, als wäre der ESA das erst jetzt aufgefallen, wo sie den Satelliten gestartet haben, aber das wurde schon vor vielen Jahren geklärt.

Österreich spielt übrigens trotzdem eine wichtige Rolle bei der Biomass-Mission: Für den Satelliten wurden wesentliche Komponenten von der niederösterreichischen Firma Beyond Gravity entwickelt.

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