Forst & Kultur

Britta Teckentrup: The memory tree

Cover von "The memory tree" von Britta Teckentrup. Blauer Untergrund, in der Mitte Fuchs und Baum.Die deutsche Illustratorin und Autorin Britta Teckentrup hat über hundert Bilderbücher veröffentlicht. Eines davon habe ich vor kurzem gekauft: The memory tree (auf Deutsch “Der Baum der Erinnerung“, ArsEdition 2013).

Das Buch ist reizend und hat mich sehr gerührt. Beim Lesen hatte ich Tränen in den Augen. Es thematisiert den Verlust eines geliebten Wesens, die widersprüchlichen Emotionen, die das hervorruft, und die Bedeutung des gemeinsamen Trauerns und Sicherinnerns. Besonders geeignet für Kinder, die gerade ein Familienmitglied oder ein Haustier verloren haben.

Fox had lived a long and happy life, but now he was tired. Very slowly, Fox made his way to his favourite spot in the clearing. He looked at his beloved forest one last time and lay down. Fox closed his eyes, took a deep breath and feel asleep forever.

Die anderen Tiere sind sehr traurig. Dann teilen sie ihre lieben Erinnerungen an Fox, und da passiert etwas Schönes…

Weitere Bücher von Teckentrup mit Baum- oder Waldbezug sind u.a. “Mein kleines Eichhörnchen“, “Mein kleiner Fuchs“, “Meine kleine Eule” und “Der Baum der Jahreszeiten“.


Für’s Jagdschloss. Organ der Jagdherren

ANNO ist das Portal für digitalisierte historische Zeitschriften der Österreichischen Nationalbibliothek. Dort sind die Ausgaben 1902 bis 1906 der Zeitschrift “Für’s Jagdschloss. Organ der Jagdherren Oesterreich-Ungarns” abrufbar. Herausgeber und verantwortlicher Redakteur war Camillo Belohlawek-Morgan. Belohlawek-Morgan war seit seiner Jugend als Journalist und Schriftsteller tätig und publizierte auch unter den Pseudonymen “Camillus von der Donau” und René de la Pré. Seine Werke wie “Propst Waidfroh” und “Das Waldveilchen” sind heutzutage praktisch unbekannt. Nach eigenen Angaben war er auch Ehren-Präsident des “Klub der Waidmänner” in Wien. Mehr zu ihm findet sich in “Die Villen vom Attersee. Wenn Häuser Geschichten erzählen” von Marie-Theres Arnbom (Amalthea 2018) – er besaß eine Zeitlang nämlich den nach ihm benannten “Morganhof” in der Gemeinde Attersee.

Zurück zur Zeitschrift: Besonders interessant bei historischen Zeitschriften finde ich die Inserate – hier drei Beispiele: die steirische Tier-Ausstopferei “Zum Hirschkäfer”, die billige, dauerhafte und naturgetreue Arbeit zusicherte; die “älteste, weltberühmte Raubthierfallen-Fabrik” R. Weber in Preußisch-Schlesien und die Chromolithographische Kunstanstalt Theodor Böhms, die sich als Herstellerin “künstlerischer Ansichts-Postkarten mit Abbildungen herrschaftlicher Jagdschlösser, Forsthäuser und Jagdhütten” anbot.


Erle liefert Farbe fürs Feengewand

Zur Erle (Alnus glutinosa) hält die volkstümliche Überlieferung Großbritanniens eine schöne Geschichte bereit: Man sagt, dass Feen ihr Gewand mit der grünen Farbe der (weiblichen) Erlenblüten färben.


Heather Jansch: Pferde aus Treibholz

Die britische Bildhauerin Heather Jansch gestaltet Skulpturen, vor allem Pferde, aus Treibholz. Ihr Material findet sie an den Küsten und Flussmündungen von Devon, manches bringen ihr Leute aus ihrer Umgebung. Auf ihrer Website erinnert sie sich an ihr Ringen um ihre künstlerische Stimme:

Then out of the blue the answer came in on the tide. Driftwood. It was like a thunderbolt,  I had never seen any driftwood sculpture before.  It had a power and authentic quality that made it something extraordinary, and it was mine alone. I knew I was finally ready to show my work to the world.

Pferde spielen in Janschs Leben eine besondere Rolle – vor ihrer Entdeckung von Treibholz als Werkstoff verdiente sie ihr Geld mit Zeichnungen und Gemälden von Pferden. Jansch fertigt sowohl überlebensgroße, lebensgroße als auch kleinere Skulpturen an. Da Holz für den Außenbereich vor allem im Winter nicht dauerhaft genug ist, fertigt sie auch Abgüsse ihrer Holzskulpturen aus Bronze an, ein sehr aufwendiges Verfahren: Die originale Skulptur wird genauestens photographiert und anschließend zerlegt. Die einzelnen Teile werden wieder photographiert und numeriert. Dann werden Gussformen angefertigt – je nach Objekt meistens um die 80 Stück, aber es waren auch schon 139. Die gegossenen Teile werden dann – das Vorbild immer im Auge – zusammengebaut. Weitere Schritte.


Holz im Kunsthistorischen Museum, Teil 2: Seychellennuss-Kanne

Schon im zweiten Beitrag der Reihe “Holz im Kunsthistorischen Museum” muss ich den Begriff “Holz” etwas ausdehnen – diese Kanne, ein Hauptwerk der Prager Goldschmiedekunst, ist nämlich nicht aus Holz, sondern aus der Frucht der Seychellenpalme gefertigt.

Die Seychellenpalme, auch Seychellennuss, kommt nur auf den Seychellen vor, und auch dort nur auf zwei der Inseln. Die Frucht der Seychellenpalme enthält die größten Samen des Pflanzenreichs: zwischen 10 und 25 Kilo wiegt ein einziger Samen. Die Frucht ist bis zu 50 Zentimeter lang, sie enthält meistens einen, selten bis zu drei Samen und braucht sieben Jahre bis zur Reife. Der Bestand ist stark gefährdet, es besteht ein sehr hohes Risiko des Aussterbens in der Natur in unmittelbarer Zukunft – dass der Verkauf der Nüsse an TouristInnen eine bedeutende Einnahmequelle ist, spielt dabei sicher eine Rolle.

Das wundersame Objekt aus ungewöhnlichem Material ist über vierhundert Jahre alt: Es wurde im Jahr 1602 in Prag angefertigt. Die Fassung dieser Kanne stammt vom Hofgoldschmied Anton Schweinberger, die Schnitzerei wird dem Hofschnitzer Nikolaus Pfaff zugeschrieben.

“Die Kanne ist ein Hauptwerk der Prager Goldschmiedekunst der Zeit Kaiser Rudolfs II. Schweinberger, der seit 1587 am Prager Hof angestellt war, ging über die konventionelle Aufgabe, eine seltene Naturalie zu fassen, weit hinaus. Die Nuss wurde damals als Schwemmgut bei den Malediven gefunden und galt als Frucht des Meeres. Das erklärt die Motive aus der Welt der Seewesen, die das Werk durchziehen” (Beschreibung in der Europeana). Der Fundort erklärt auch den botanischen Namen des Baumes, nämlich “Lodoicea maldivica”. Der französische Name ist auch schön: “Coco de mer”, Meereskokosnuss.

Angabe: Kunsthistorisches Museum Wien, Seychellennuss-Kanne. Inventarnummer “Kunstkammer, 6872”, Link zur Beschreibung in der KHM-Objektdatenbank, Link zur Beschreibung in der Europeana.

Bisher erschienene Beiträge

1: Betnuss


Holz im Kunsthistorischen Museum, Teil 1: Betnuss

Ich war in den letzten Wochen zweimal im Kunsthistorischen Museum in Wien – in der Kunstkammer, in der Sonderausstellung “Spitzmaus mummy in a coffin and other treasures“, in der Ägyptisch-Orientalischen Sammlung und der Antikensammlung. Dabei habe ich viele wunderbare Objekte aus Holz oder Baumfrüchten gesehen. Diese haben alle einen eigenen Eintrag verdient. Daher möchte ich heute die Reihe “Holz im Kunsthistorischen Museum” starten.

Photo einer BetnussDen Anfang macht diese unglaublich detailreiche “Betnuss” aus der Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums. Sie wurde Anfang des 16. Jahrhunderts in den Niederlanden gefertigt und zeigt den Leidensweg Christi. Das Material ist Buchsbaumholz. Der Erhaltungszustand auch der kleinsten Teile ist wirklich faszinierend. Um sich den Detailreichtum vor Augen zuführen: Der Durchmesser beträgt knapp über sechs Zentimeter.

Was ist eine Betnuss eigentlich? Eine Betnuss wird im Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte als “eine in zwei Hälften aufklappbare, kleine, meist nicht über 6 cm Durchmesser hinausgehende nuß- oder schotenförmige Kapsel aus Buchsholz, später auch aus Elfenbein, Metall und anderen Stoffen” beschrieben. Sie sei “in jeder Hinsicht ein nur dem Begüterten zugängliches Pretiosum”. Sie wird so beschrieben: “Ihre Oberfläche ist in der Frühzeit meist von Maßwerkornamenten durchbrochen oder zu zum Teil medaillonartigen Teilflächen abgeplattet. Im Innern jeder Hälfte ist eine mehr oder weniger figurenreiche, minutiöse Reliefschnitzerei eingelassen. Dargestellt sind Heiligenfiguren und Szenen aus dem Leben und der Passion Christi, zum Teil mit alttestamentarischen Gegenüberstellungen und meist mit entsprechenden Umschriften”. Der deutsche Begriff dürfte aber erst aus dem 19. Jahrhundert stammen.

Angabe: Kunsthistorisches Museum Wien, Rosenkranz-Anhänger mit Leidensweg Christi, sog. Betnuss. Inventarnummer “Kunstkammer, 4206”, Beschreibung in der KHM-Objektdatenbank.


Hermann Hesse: Bäume

Bäume sind für mich immer die eindringlichsten Prediger gewesen. Ich verehre sie, wenn sie in Völkern und Familien leben, in Wäldern und Hainen. Und noch mehr verehre ich sie, wenn sie einzeln stehen. Sie sind wie Einsame. Nicht wie Einsiedler, welche aus irgendeiner Schwäche sich davongestohlen haben, sondern wie große, vereinsamte Menschen, wie Beethoven und Nietzsche. In ihren Wipfeln rauscht die Welt, ihre Wurzeln ruhen im Unendlichen; allein sie verlieren sich nicht darin, sondern erstreben mit aller Kraft ihres Lebens nur das Eine: ihr eigenes, in ihnen wohnendes Gesetz zu erfüllen, ihre eigene Gestalt auszubauen, sich selbst darzustellen. Nichts ist heiliger, nichts ist vorbildlicher als ein schöner, starker Baum.

Buchcover mit Zweigen und gruenen Blaettern, Hermann Hesse: Baeume, Insel-VerlagDas Buch “Bäume” mit Texten und Zeichnungen von Hermann Hesse und Farbphotographien von Dagmar Morath ist in der Reihe Insel-Bücherei erschienen. Es ist die erfolgreichste Anthologie des Verlages. Das Buch ist gebunden in Geschenkausstattung und als eBook erhältlich und so schön wie alle Insel-Bücher.

Die Natur und das Leben mit dem (vermeintlichen?) Widerspruch zwischen Natur und Geist ist ein häufiges Motiv in Hesses Werken. Die Berge spielten auch in seinem Leben eine große Rolle, er sah sie als “Inbegriff ursprünglicher Natur und ein Rückzugsort in Schaffenskrisen” (bergzitat.de). Bäume begleiteten Hesse bis zu seinem Tod: Noch in seiner letzten Lebenswoche schrieb er das Gedicht “Knarren eines geknickten Astes“.

Zum Weiterlesen: “Hermann Hesse on What Trees Teach Us About Belonging and Life” von Maria Popova auf der insgesamt sehr empfehlenswerten Seite BrainPickings und “Die Bedeutung der Natur in der Lyrik von Hermann Hesse und Li Tai Pe” von Zhuangying Chen in der Zeitschrift “Literaturstraße. Chinesisch-deutsches Jahrbuch für Sprache, Literatur und Kultur“.


Förster blickt zurück: Roman über den “Traumberuf”

Buchcover, oben Schrift "Vom Traum zum Albtraum. Roman über den Traumberuf Foerster", unten Gemälde mit Baeumen und gruenem HutWeil ich regelmäßig bei Online-Antiquariaten nach “Förster” und “Forstwirtschaft” suche, bin ich kürzlich auf ein sehr interessantes Buch gestoßen: “Vom Traum zum Albtraum. Roman über den Traumberuf Förster” von Kurt Offermann. Ich nenne nun Exemplar 205 der auf 1000 Stück limitierten, numerierten Auflage mein eigen.

Der 1942 geborene Offermann war Forstbeamter im Dienst des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, zuletzt als Forstamtsleiter des Forstamtes Gevelsberg. Er kann also auf einen großen forstlichen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Der Roman hat autobiographische Elemente, und die Erlebnisse des Autors sind mit eingeflossen, es ist aber künstlerisch überhöht und mit erfundenen Elementen montiert. Übrigens, auch das Coverbild stammt von Offermann.

Dem Buch vorangestellt ist ein Zitat von Bertolt Brecht: “Weißt du, was ein Wald ist? Ist ein Wald etwa nur zehntausend Klafter Holz? Oder ist er eine grüne Menschenfreude?”. Der Untertitel “Roman über einen aussterbenden Beruf in einer dem Siechtum preisgegebenen Verwaltung in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts” verrät schon einiges über die Ausrichtung des Werks – der Autor dazu:

Die vordergründige Einsparpolitik heutiger Regierungen zerschlägt die Forstverwaltungen um kurzfristig Geld zu sparen, ohne zu erkennen, dass damit mittel- und langfristig die Grundlagen einer umfassend nachhaltigen Nutzung des Waldes zerstört werden. Dazu wird die Entwicklung der letzten 50 Jahre dargestellt. Eindringlich wird auch auf Eigentumsverhältnisse – der größte Teil des Waldes gehört vielen kleinen Waldbesitzern – und die daraus entstehenden Zielkonflikte eingegangen.

Das Buch kann – abgesehen von Antiquariaten – nur direkt beim Autor bezogen werden. Alle Informationen dazu auf der Website des Autors, kofferberg.de. Berichte über das Buch sind u.a. in der Westfalen-Post vom 10. Dezember 2007 erschienen.


Jagdkulturatlas Bayern: vom Jagdschloss zum Wilderergrab

Der Bayerische Jagdverband hat ein wunderbares Online-Projekt gestartet: den Jagdkulturatlas Bayern.

Jagdkulturelle Objekte gibt in es in vielgestaltiger Form. Die die meisten davon blieben uns bisher verborgen, da sie noch nicht systematisch erfasst und dokumentiert worden sind. Mit dem Jagdkulturatlas Bayern lassen sich nun interessante Geschichten rund um die jagdlich kulturellen Schätze unserer Heimat, und gerne über die Grenzen hinaus geografisch verorten und interaktiv abrufen.

Der Atlas kann nach dem Namen des Objekts, der Kategorie (Bauwerk, archäologische Stätte, Flurdenkmal, Kulturlandschaft, Museum/Sammlung), Postleitzahl, Ort und nach dem erläuterndem Text durchsucht werden. Eingetragen sind z.B. ein Grenzstein, auf dem ein Jagdhorn abgebildet ist, Jagdschlösser, ein Dianabrunnen, eine Eustachius-Kapelle und das (vermeintliche) Grab des Wildschützen Georg Jennerwein. Der Atlas lebt vom Mitmachen!


Emily Carr: Autumn Woods

Die kanadische Malerin und Autorin Emily Carr (1871-1945) setzte sich zeit ihres Lebens mit den indigenen Völkern Alaskas und British Columbias (First Nations bzw. Alaska Natives) auseinander. Das zeigt sich in in ihren Gemälden von Totempfählen und anderen indianischen Motiven und in ihren Landschaftsbildern. “Paintings from Carr’s last decade reveal her growing anxiety about the environmental impact of industry on British Columbia’s landscape. Her work from this time reflected her growing concern over industrial logging, its ecological effects and its encroachment on the lives of indigenous people” (Wikipedia).


Tagungsbericht: Kollektive Weiden und Wälder

Auf der geschichtswissenschaftlichen Plattform h/soz/kult ist ein Bericht über die Tagung “Kollektive Weiden und Wälder – Ökonomie, Partizipation, Nachhaltigkeit” von Ines Brändli erschienen. Neben Vortragenden aus Frankreich, Italien, Slowenien und der Schweiz war auch eine Österreicherin vertreten:

Einen Einblick in die Kollektivbewirtschaftung des Waldes im österreichischen Kärnten bot die Historikerin und diplomierte Forstwirtin ELISABETH JOHANN (St. Margareten) mit ihrem Vortrag zum gemeinschaftlichen Eigentum im Gebiet des heutigen Nationalparks Hohe Tauern.

Die Beiträge sollen nächstes Jahr im Jahrbuch “Histoire des Alpes – Storia delle Alpi – Geschichte der Alpen” erscheinen.